Rudolf Urban

Die Medien der deutschen Minderheit in Polen

Die Medien der deutschen Minderheit in Polen


Die deutsche Minderheit in Polen ist in den Medien stark repräsentiert. Von den und für die Deutschen in Polen gibt es eine Reihe von Zeitschriften, Sendungen im öffentlichen und privaten Rundfunk und in Oberschlesien auch eine Fernsehsendung. Hinzu kommen ein Webradio und die Internetseiten der Minderheitenorganisationen.

Vor 1990 durften die in Polen lebenden Deutschen offiziell nur auf dem Territorium der heutigen Woiwodschaft Niederschlesien in den Bereichen Kultur und – bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – Bildung und Politik aktiv werden. Dort gab es in der Zeit der Volksrepublik auch eine Minderheitenpresse. Schon in den Jahren 1951–1952 erschien in Wałbrzych das Periodikum Bergmannsgewerkschaft sowie ab 1951 in Wrocław das Wochenmagazin Arbeiterstimme, das nach einer Umbenennung in den Jahren 1955–1958 als Sozialistische Tageszeitung täglich erschien. Für die Arbeiter der staatlichen Landwirtschaftsbetriebe (PGR) gab es den PGR-Arbeiter, der 1955 zur Beilage der Arbeiterstimme wurde und den Titel Der Landarbeiter erhielt. Im selben Blatt erschienen eine Beilage für Kinder (Jugendstimme) und ein Wochenendmagazin. Im Jahr 1958 wurde die Zeitung in Die Woche in Polen umbenannt und erschien zehn Mal als Wochenzeitschrift, bevor sie endgültig eingestellt wurde.

Damit endete das erste Kapitel der Tätigkeit von Minderheitenmedien im Polen der Nachkriegszeit. Von 1958 bis zu ihrer Anerkennung in Oberschlesien Ende der 1980er Jahre hatte die deutsche Minderheit keine eigenen Medien. Der Grund dafür lag im drastischen Rückgang der Zahl der „anerkannten“ Deutschen in Niederschlesien, von denen ein großer Teil in die BRD und die DDR emigrierte, wodurch es offiziell keinen Grund gab, ein Medium für eine zahlenmäßig derart kleine Gemeinschaft zu erhalten. Die nächsten Medien der deutschen Minderheit erschienen erst wieder mit der Entstehung von Minderheitenorganisationen in den 1980er Jahren. Auch hier hatte die Presse wieder die führende Rolle und blieb auch in den folgenden Jahren das wichtigste Medium.

Der älteste Pressetitel der aktiven Minderheit ist die Oberschlesische Stimme, eine Zweiwochenschrift, die heute als Beilage zur Wochenzeitung Wochenblatt.pl erscheint. Die Geschichte der Oberschlesischen Stimme reicht bis in die Mitte der 1980er Jahre zurück, als Angehörige der deutschen Minderheit in der Region Racibórz begannen, in unregelmäßiger Folge ein Kultur- und Informationsblatt herauszugeben. Die Zeitschrift erschien im sogenannten zweiten Umlauf und war nicht für den Verkauf bestimmt. Die Adressaten waren Angehörige und Sympathisanten der sich organisierenden deutschen Minderheit, für die das Blatt die wichtigste Quelle von Informationen zur deutschen Kultur in Schlesien sowie zu aktuellen politischen Ereignissen war. Nach der Legalisierung der Aktivitäten der deutschen Minderheit konnte die Oberschlesische Stimme öffentlich erscheinen. Vor einigen Jahren wurde sie, nicht zuletzt wegen der steigenden Kosten, in eine Beilage des Wochenmagazins Wochenblatt.pl umgewandelt. Der Charakter der Oberschlesischen Stimme blieb aber faktisch von Beginn an unverändert: Sie liefert weiterhin vor allem Informationen zu den Aktivitäten der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien. Durch das konsequente Festhalten an der deutschen Sprache reduziert sich der Kreis der potenziellen Leser sowohl innerhalb der Minderheit als auch in der polnischen Mehrheitsbevölkerung. Weil die Oberschlesische Stimme als Beilage zu Wochenblatt.pl erscheint, lässt sich aufgrund fehlender spezifischer Verkaufsstatistiken nicht feststellen, wie der Titel von der Leserschaft aufgenommen wird.

Wochenblatt.pl wiederum ist der älteste Pressetitel der Deutschen in der Region Oppeln. Die erste Nummer erschien am 1. April 1990 als Zweiwochenschrift unter dem Titel Oberschlesische Zeitung. 1993 wurde die Gesellschaft „Silesiapress“ gegründet, die sich fortan für die Herausgabe der Zeitung verantwortlich zeichnete. Bis dahin war sie von einer Redaktion des Verlags der damaligen Trybuna Opolska produziert worden. Zugleich änderten sich Erscheinungsrhythmus und Titel: Das Blatt erschien nun wöchentlich als Schlesisches Wochenblatt. Seit 2010 heißt die Zeitung Wochenblatt.pl, seit 2018 wird sie von der Dachorganisation der deutschen Minderheit herausgegeben, dem Verband der Sozial-Kulturellen Gesellschaften der Deutschen in Polen.

Während die Oberschlesische Zeitung in der Anfangsphase eine Auflage von 20.000 Exemplaren erreichte, erscheint Wochenblatt.pl in einer Auflage von 4.300 Exemplaren, was vor allem mit dem gesunkenen Interesse an der Minderheitenthematik, aber auch mit der allgemein schwierigen Situation traditioneller Medien zu erklären ist. Das Blatt war von Anfang an zweisprachig, weil eine recht große Zahl von Angehörigen der Minderheit das Deutsche nicht fließend beherrschte und weil abgesehen davon die Redaktion der polnischen Mehrheitsbevölkerung Informationen über die Minderheit und ihre Aktivitäten liefern wollte. Inzwischen beschränkt sich die Berichterstattung von Wochenblatt.pl nicht mehr ausschließlich auf das Wirken der deutschen Minderheit. Behandelt werden auch unterschiedliche Aspekte der Geschichte, Kultur und Traditionen Schlesiens und anderer von der deutschen Minderheit bewohnten Regionen sowie Themen aus den Bereichen Wirtschaft, Sport und deutsch-polnische Beziehungen. Für jüngere Leser enthält das Blatt die Kinderbeilage Keks sowie Antidotum, die Vierteljahresschrift der Jugendorganisation der deutschen Minderheit.

Auch außerhalb Oberschlesiens existiert eine Minderheitenpresse. Fast alle Organisationen der deutschen Minderheit gaben Magazine heraus, die sich vor allem an ihre Mitglieder richten und hauptsächlich aktuelle Probleme und Aktivitäten der Minderheiten behandeln. In Ermland und Masuren erscheinen das Informationsblatt, die Allensteiner Nachrichten sowie die Masurische Storchenpost, in Wrocław die Niederschlesischen Informationen und in Zielona Góra das Grünberger Monatsblatt. Keiner dieser Titel erscheint häufiger als einmal im Monat, oft handelt es sich um Vierteljahresschriften. Adressaten sind die Angehörigen der Minderheit und thematisch interessierte Personen, der Vertrieb erfolgt in den meisten Fällen über die Strukturen der Minderheit, was den Zugang für Außenstehende stark erschwert. Für die deutsche Minderheit außerhalb Oberschlesiens, wo die Deutschen in geschlossenen Gemeinschaften leben, und für ältere Menschen, die unter den Angehörigen der Minderheit die größte Gruppe bilden, sind diese Zeitschriften aber eine wichtige Informationsquelle. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, Tradition, Kultur und insbesondere die deutsche Sprache zu pflegen.

Nicht zu vergessen sind auch die an junge Menschen gerichteten und von ihnen selbst herausgegebenen Zeitschriften. Die Jugendorganisation der deutschen Minderheit – der Bund der Jugend der Deutschen Minderheit (BJDM) mit Sitz in Opole – veröffentlicht seit 2004 die erwähnte zweisprachige Vierteljahresschrift Antidotum, die hauptsächlich den eigenen Aktivitäten gewidmet ist. Daher hat auch diese Zeitschrift kein breites Publikum und fungiert eher als Informationsquelle für BJDM-Mitglieder. Zugleich bietet es journalistisch interessierten jungen Menschen die Möglichkeit, erste praktische Redaktionserfahrungen zu sammeln.

Die jüngsten deutschsprachigen Zeitschriften für Kinder und Jugendliche werden vom Haus für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit herausgegeben. Zu ihnen gehört der schon erwähnte Keks, der sich an Primarschüler richtet und vor allem die deutsche Sprache fördern soll. Seit 2019 erscheint unter dem Titel Bäm ein entsprechendes Jugendmagazin, das anders als Antidotum nicht nur junge LeserInnen aus dem Umfeld der deutschen Minderheit ansprechen soll, sondern alle an deutscher Sprache und Kultur interessierten Jugendlichen.

Neben der typischen Minderheitenpresse und den Kinder- und Jugendzeitschriften gab und gibt es spezielle Titel wie das von 1989 bis 2010 in Opole erschienene Joseph von Eichendorff-Konversatorium zu Themen der Kultur und Geschichte Schlesiens. Derzeit versucht man, die Zeitschrift wiederzubeleben. Eine weitere Fachzeitschrift sind die vom Eichendorff-Zentrum in Łubowice herausgegebenen Eichendorff-Hefte, die sich ähnlich wie das Konversatorium mit kulturellen und historischen Themen befassen, wenngleich hier besonders das Leben und Werk des in Lubowitz geborenen Dichters Joseph von Eichendorff und anderer deutschsprachiger Dichter und Schriftsteller aus Oberschlesien im Mittelpunkt stehen.

Ebenfalls zu erwähnen ist die seit September 2009 unter dem Titel Heimat in der Tageszeitung Nowa Trybuna Opolska (NTO) erscheinende Beilage für die deutsche Minderheit im Oppelner Land. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Zeitung und der Oppelner deutschen Minderheit, die auf diese Weise eine größere Leserschaft ansprechen möchte. Anders als Wochenblatt.pl ist NTO kein Medium der Minderheit, sondern wird als größte regionale Tageszeitung in den meisten Haushalten der Region Opole gelesen – ungeachtet der Abstammung der LeserInnen oder ihrer Einstellung zur Minderheit. Heimat konzentriert sich auf die wichtigsten Ereignisse im Umfeld der Minderheit, gelegentlich erscheinen auch Artikel zu Geschichte und Kultur sowie zu Gesellschafts- oder Wirtschaftsthemen mit Bezug zur Region und zur deutschen Minderheit. Die Beilage ist das meistgelesene Medium, das über die Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln berichtet. Ihre Reichweite lässt sich jedoch nicht exakt bestimmen, weil sie neben dem regulären Verkauf auch kostenlos in Gemeindeverwaltungen und anderen Institutionen verteilt wird.

Von den nicht selten von Minderheitenorganisationen produzierten Angeboten für das deutsche Publikum im öffentlich-rechtlichen und im privaten Rundfunk ist an erster Stelle das älteste Projekt dieser Art zu erwähnen: die erstmals 1997 im Privatsender Radio Vanessa ausgestrahlte 60-minütige Sendung Die deutsche Stimme aus Ratibor. Das Programm der Sendung besteht aus einem Wunschkonzert und Reportagen über die Aktivitäten der deutschen Minderheit in der Region Racibórz. Aus dieser Sendung ging einige Jahre später die Jungendsendung Mittendrin hervor, die in zweisprachiger Form nicht mehr nur das Leben der deutschen Minderheit in Racibórz, sondern darüber hinaus auch andere für junge Menschen interessante Themen behandelte. Diese Sendung und ihr Produktionsteam bildeten 2006 die Basis eines gleichnamigen Internetradios, das bis heute das einzige derartige Medienprojekt der deutschen Minderheit in Polen ist. Es wurde inzwischen ausgebaut und besitzt heute zwei Kanäle: den Kanal Heimat, auf dem man außer Musik alle in den verschiedenen Regionen produzierten Sendungen für die deutsche Minderheit hören kann, sowie den Kanal Alt!Neu, der jüngere HörerInnen mit besonderem Interesse an deutscher Gegenwartskultur und alternativer Musik anspricht. Seit 2010 produziert das Mittendrin-Team alle zwei Wochen für das öffentlichrechtliche Radio Katowice die 60-minütige Sendung Praesent, die sich vor allem mit den aktuellen Aktivitäten der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien beschäftigt. An den übrigen Montagen sendet Radio Katowice das von Dietmar Brehmer gestaltete Magazin Versöhnung und Zukunft.

In der benachbarten Region Oppeln hat die deutsche Minderheit seit 1998 im öffentlichrechtlichen Radio Opole eine eigene Sendung mit dem Titel Schlesien Aktuell, die heute vom Verband der deutschen Gesellschaften in Polen verantwortet wird. Bis Ende 2012 lief die Sendung fünf Mal wöchentlich und hatte den Charakter eines Informationsprogramms mit publizistischen Elementen. Die Mehrzahl der Beiträge befasste sich mit dem Leben der deutschen Minderheit im Oppelner Land und ihren Organisationen (von denen die meisten ihren Sitz in Opole haben), mit der Geschichte und Kultur der Region sowie mit den deutsch-polnischen Beziehungen. Anfang 2013 änderte Radio Opole das Sendeschema: Von Montag bis Sonntag laufen nach 20 Uhr kurze Informationssendungen, sonntagnachmittags hingegen ein rund 60-minütiges Magazin für die Deutschen in der Region Oppeln. Neben den Sendungen im öffentlich-rechtlichen Radio Opole hatte die deutsche Minderheit auch eine Sendung im Privatrundfunk. In Radio Park aus Kędzierzyn-Koźle lief mit Schlesien Aktuell eine 60-minütige Live-Sendung mit Wunschkonzert und publizistischen Beiträgen. Im Jahr 2013 wechselte die Sendung den Sender und läuft seitdem in leicht modifizierter Form bei Radio Doxa.

In der Vergangenheit existierten auch außerhalb Oberschlesiens deutschsprachige Radiosendungen. Radio Wrocław produzierte die Sendung Sami swoi, die das Leben der deutschen Minderheit in der Region vorstellte sowie Themen aus Kultur und Geschichte behandelte. Das Danziger öffentlich-rechtliche Radio hatte unter dem Titel Treffpunkt Gdańsk ein Magazin für die deutsche Minderheit im Programm. Bis heute läuft das erstmals 2001 ausgestrahlte Magazin Allensteiner Welle. Produziert wird es von Radio Olsztyn in Kooperation mit lokalen Organisationen der deutschen Minderheit. Wie in Schlesien liegt der thematische Schwerpunkt der Sendungen auf den Aktivitäten der deutschen Minderheit und dem deutschen Kulturerbe. Wichtiger Bestandteil jedes Minderheitenprogramms sind überdies Beiträge zu Deutschland und den Deutschen, weshalb die Sendungen für die Deutschen in Polen regelmäßig den Blick auf den westlichen Nachbarn und die deutsch-polnischen Beziehungen lenken.

Im Gegensatz zur starken Präsenz der Deutschen im polnischen Rundfunk ist die Zahl vergleichbarer TV-Formate gering. Nur im öffentlich-rechtlichen TVP Opole und TVP Katowice läuft einmal wöchentlich das vom Verband der deutschen Gesellschaften produzierte Schlesien Journal. Die erste Ausgabe des Magazins war 1992 im TVP-Regionalprogramm zu sehen – es war die erste Sendung für eine nationale Minderheit in Polen nach 1945. Heute ist das Schlesien Journal außer über TVP auch über den Kattowitzer Satellitensender TVS zu empfangen, wodurch auch Deutsche aus anderen Regionen Polens sowie Menschen außerhalb Polens mit Interesse für das Leben der Deutschen in Schlesien die Sendung sehen können. Das Schlesien Journal informiert über die wichtigsten Ereignisse und Aktivitäten der deutschen Minderheit in Oberschlesien und über überregionale Projekte, doch der redaktionelle Schwerpunkt liegt auf der Präsentation deutscher und schlesischer Kultur und Tradition sowie positiver Aspekte der deutschpolnischen Beziehungen auf verschiedenen Ebenen des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Alltags. Dafür und für das später eingeführte Jugendformat Schlesien Journal Jung wurde das Magazin 1997 und 2002 mit dem Deutsch-Polnischen Journalistenpreis ausgezeichnet (hinzu kommt eine Nominierung 2011).

In einer Übersicht über die Medien der deutschen Minderheit in Polen muss auch das Internet erwähnt werden. Alle Minderheitenorganisationen haben eigene Webseiten, die – mehr oder weniger aktuell – über die Tätigkeit der jeweiligen Verbände, Bünde und Stiftungen informieren. Auch die erwähnten Radiosendungen, das TV-Magazin und die Zeitschriften sind im Internet präsent. Eine Übersicht über alle Angebote liefert seit Ende 2020 das Portal deutschemedien.pl. Ziel des Portals ist nicht die Vereinheitlichung des Medienangebots der deutschen Minderheit, sondern die Erleichterung des Zugangs über eine einzige Adresse.

Von grundlegender Bedeutung für den Zustand und die Zugänglichkeit der Minderheitenmedien ist ihre Finanzierung. Der Verkauf von Werbung (in einigen Pressetiteln) oder kommerzielle Aktivitäten (in Rundfunk- und TV-Redaktionen) decken nur einen Teil der Produktionskosten der jeweiligen Angebote. Deshalb sind diese Medien als spezifische Kulturprojekte der Minderheit zu betrachten, die dementsprechend auch aus öffentlichen Mitteln – polnischen wie deutschen – finanziert werden. Zu Beginn der 1990er Jahre wurden die Medienprojekte der deutschen Minderheit größtenteils von der Bundesregierung (Innen- und Außenministerium) finanziert, die über Konsulate und vermittelnde Organisationen den Aufbau sowie die Ausstattung und mittelfristige finanzielle Absicherung (Gehälter, Mieten) der einzelnen Redaktionen unterstützte. Das beinhaltete auch die komplette Übernahme der Produktionskosten. Seit einigen Jahren drängt die deutsche Seite aber auf Reformen, die letztlich darauf abzielen, dass nur noch die unmittelbar mit einem Medienprojekt verbundenen Kosten aus deutschen Mitteln finanziert werden, nicht mehr aber Infrastruktur- und Personalkosten. Infolgedessen finanziert die deutsche Seite gegenwärtig nur einen Teil der Druckkosten von Pressetiteln, der Produktionskosten von Rundfunk- und TV-Sendungen sowie der Kosten von journalistischen Fortbildungen. Die Mittel zur Deckung der Verwaltungskosten müssen die Minderheitenorganisationen in von Jahr zu Jahr wachsendem Umfang aus anderen Quellen beschaffen.

Der Beitrag der polnischen Seite stammte anfangs aus Mitteln des Kulturministeriums, später übernahm das Innenressort die Zuständigkeit für die Minderheiten. Die polnischen Zuschüsse zu den Medienprojekten sind zur Abdeckung von Büro-, Personal- und Produktionskosten bestimmt und werden auf Grundlage jährlicher Ausschreibungen des Ministeriums für Inneres und Verwaltung zugeteilt. Die polnischen Mittel kommen überwiegend den Printmedien zugute, Rundfunk- und TV-Projekte erhalten nur dann Zuschüsse, wenn die Sendungen von Privatsendern ausgestrahlt werden. Die für die deutsche Minderheit produzierten Sendungen von Radio Opole, Radio Katowice und Radio Olsztyn werden somit nicht vom Innenministerium gefördert, das TV-Magazin Schlesien Journal erhält Fördermittel nur, sofern es zum gegebenen Zeitpunkt auch von einem privaten Sender ausgestrahlt wird.

Die Zukunft der Medien für die in Polen lebenden Deutschen hängt natürlich stark vom Zustand der jeweiligen Minderheitenorganisationen ab. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen ist anzunehmen, dass auch die Minderheitenmedien an Bedeutung verlieren werden – zumal in den Regionen Polens, in denen die deutsche Gemeinschaft schon heute sehr verstreut lebt. Eine besondere Situation herrscht in Oberschlesien, wo die deutsche Minderheit Mitglieder an die schlesische Bewegung verliert, was in den kommenden Jahren sicher zu einer Einschränkung des an Deutsche gerichteten Medienangebots führen wird. Ein weiterer zentraler Faktor für den Weiterbestand der Minderheitenmedien ist die angesprochene Frage der Finanzierung von Medienprojekten. Die bereitgestellten Mittel hängen nicht nur von den Aktivitäten und der zahlenmäßigen Stärke der Minderheit ab, sondern auch von den finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen Staates und von den Kriterien für die Vergabe öffentlicher Mittel.

Die Bedeutung der Minderheitenmedien für die deutsch-polnische Kommunikation lässt sich unter verschiedenen Aspekten betrachten. Insbesondere die zweisprachigen Medien sind potenziell eine wichtige Informationsquelle nicht nur für die in Polen lebenden Deutschen, sondern auch für ihre polnischen Nachbarn oder für Personen, die Deutsch lernen und sich für die deutsche Kultur interessieren. Ihre Zielgruppe sind im Allgemeinen die Mitglieder der regionalen Minderheitenorganisationen, von denen die Mehrheit der Generation 50+ zuzurechnen ist; Ausnahmen von dieser Regel bilden das Projekt Mittendrin aus Racibórz, das mediale Angebot des Hauses für deutsch-polnische Zusammenarbeit oder die Zeitschriften des BJDM, die explizit ein junges Publikum ansprechen. Vor diesem Hintergrund ist der Einfluss der Minderheitenmedien auf die deutsch-polnische Kommunikation gegenwärtig eher gering. Der in den Medien insgesamt zu beobachtende Wandel, die zunehmende Bedeutung der Präsenz im Internet sowie neue Kommunikationsformen lassen aber vermuten, dass sie in Zukunft ein größeres Publikum erreichen werden – nicht nur Angehörige der deutschen Minderheit, sondern auch Polen und an der Minderheitenthematik interessierte Deutsche jenseits von Oder und Neiße.

Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann

 

 

Urban, Rudolf, Dr., verfasste die Beiträge „Die Medien der deutschen Minderheit in Polen“ und „Die deutsche Minderheit in Polen“. Er ist Chefredakteur von „Wochenblatt.pl“, der Zeitung der Deutschen in Polen sowie Radio- und TV-Journalist.

 

 

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