Stanisław Bereś

Dialog in einer Zeit der Verachtung Polnische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Dritten Reich (Versöhnung)



In der Jahren 1939‒1945 unternahm die deutsche Regierung im Zentrum Europas eine gigantische Anstrengung zur Wiedereinführung der Sklaverei. In kurzer Zeit wurden ca. 20 Millionen Menschen aus unterschiedlichen Ländern ins Reichsgebiet deportiert. Um die Dimension dieses Unterfangens zu begreifen, muss man sich bewusst machen, dass über die Dauer von vier Jahrhunderten (von Anfang des 16. Jhs. bis in die 1870er Jahre) die Kolonialmächte ca. 70 Millionen EinwohnerInnen Afrikas deportierten. Die Nationalsozialisten deportierten – parallel zum Programm der massenhaften Vernich­tung des polnischen Volkes, darunter hauptsächlich Juden – zwischen 2.5 und 3.5 Mil­lionen Polen ins Deutsche Reich (Roszkowski 2009, S. 38; Ruchniewicz 2013, S. 208). Nachdem man ihre Familien auseinandergerissen hatte, zwang man die Deportierten zu unmenschlich harter Arbeit und versetzte sie in so extreme Lebensbedingungen, dass dies zum Tod von ca. 137.000 Menschen führte. Im Rahmen der sogenannten „Sonderbehandlung“ wurden mehrere Tausend weitere Menschen getötet (Łuczak 1999, S. 70). Man ruinierte die körperliche und psychische Gesundheit einer ungeheuren Zahl von Menschen, darunter auch Kinder (anfangs wurden nur polnische StaatsbürgerInnen im Alter von 14 bis 70 Jahren deportiert, später sogar siebenjährige Kinder). Mit anderen Worten: Man störte den biologischen Rhythmus der gesamten Be­völkerung. Mehrere zehntausend von zur Zwangsarbeit deportierten Polinnen geborene Säuglinge starben aufgrund mangelnder ärztlicher Versorgung oder schlechter hygie­nischer Bedingungen. Eine ähnlich große Zahl von Menschen kehrte mit dauerhaften körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen nach Polen zurück (Łuczak 1999).

Die im kollektiven Gedächtnis bewahrten Schicksale der zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich deportierten Polen sind von zahllosen Traumata und Leidensmotiven geprägt. Gleichwohl lassen sie sich nicht alle nach einem einzigen Schema bewerten, denn sie existieren in komplexen und vielschichtigen Varianten. Die damals entstehenden Relati­onen zwischen Deutschen und Polen waren für beide Gesellschaften etwas völlig Neues. Selbst wenn wir allgemein von der nationalsozialistischen Ideologie des „Herrenvolks“ sprechen können, so besteht doch ein Unterschied zwischen politischen Schlagwörtern, die auf Kundgebungen, in der Presse oder im Radio verbreitet werden, und der Praxis des täglichen Lebens, in der in deutschen Häusern und Landwirtschaftsbetrieben vom NS-Regime herbeigeschaffte fremdsprachige ArbeiterInnen in der Funktion von Sklaven erschienen. Hier gestaltete jeder Deutsche das Verhältnis von Herren und Sklaven auf seine Weise, machte es mehr oder weniger menschlich, folgte entweder dem Programm der NSDAP oder dem Dekalog oder lavierte zwischen dem einen und dem anderen.

Während die polnische Literatur nach dem Krieg, und zwar auch in Werken ihrer wich­tigsten RepräsentantInnen, dem Hang zur Eschatologisierung der Kriegserfahrungen unterlag (etwa zu Gleichsetzungen des Typs Deutscher = Teufel, Deportation = Todes­kampf, Lager und Zwangsarbeit = Hölle usw.), waren die Erinnerungen und Berichte von ZeitzeugInnen, darunter auch ehemaliger ZwangsarbeiterInnen, praktisch von Be­ginn an frei von derartigen Stereotypisierungen (→ Stereotypen) und emotionaler Stig­matisierung. Dabei muss aber angemerkt werden, dass die ersten Augenzeugenberichte zum Thema Zwangsarbeit erst rund dreißig Jahre nach Kriegsende aufgenommen und veröffentlicht wurden und somit die Zeit wesentlich zur Abkühlung von Emotionen und ihrer sprachlichen Darstellung beigetragen haben mochte; außerdem begegneten nicht alle Betroffenen in gleichem Maße dem geballten Hass und der Verachtung der deutschen Bauern oder sonstigen ArbeitgeberInnen. Nicht zufällig heißt es im Vorwort zur ersten ausführlichen Sammlung von Erinnerungen polnischer ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangener:

Die Mehrheit der ehemaligen Zwangsarbeiter sagt, die Sklavenarbeit habe ih­nen die besten Jahre ihrer Jugend genommen, sie hätten unter Hunger und De­mütigungen gelitten, viele beklagen den Verlust ihrer Gesundheit. Gleichwohl fehlt allerdings in den Erinnerungen und Berichten das Motiv des Hasses, des Wunschs nach Rache oder Vergeltung. Im Gegenteil, die Verfasser notieren sorg­fältig alle menschlichen Reflexe ihrer Arbeitgeber, jegliche Manifestationen von Mitleid, Wohlwollen und Hilfe, die ihnen insbesondere durch die einheimische Bevölkerung zuteilwurde (Koziełło-Poklewski, Łukaszewicz 1977, S. 24).

Gilt dieser Mitte der 1970er Jahre formulierte Befund auch für spätere Berichte? Wir verfügen gegenwärtig über veröffentlichte Berichte von 489 ZeitzeugInnen mit einem Umfang von insgesamt 2.499 Seiten. Sie sind gattungsmäßig, formal und inhaltlich sehr heterogen. Die Erinnerungen erschienen in den Jahren 1977, 1982, 1985 (eine erweiterte Neuausgabe des Bandes von 1977), 1998, 1999 (3 Titel), 2002, 2006, 2009 und 2010. Zwei weitere Bände sollten 2014 erscheinen, ein dokumentarisches Projekt des War­schauer Vereins „Karta“ befindet sich in Realisierung. Die genannten Daten zeigen, dass wenigstens dreißig Jahre vergehen mussten, bis die zur Zwangsarbeit Deportierten in der Lage waren, Distanz zu ihren Erlebnissen zu gewinnen und sie zu Papier zu bringen bzw. zu erzählen und aufzeichnen zu lassen. Die erste Welle von Erinnerungen fällt in die Jahre 1975‒1985, die zweite in die letzten Jahre des 20. Jhs. und den Beginn des 21. Jhs. Das bedeutet also, dass die Last der Erfahrungen aus der Besatzungszeit so schwer wog, dass es der Kriegsgeneration – statistisch gesehen – erst in der Mitte ihres Lebens möglich war, sie in Worte zu fassen. Im Falle der zweiten Welle muss es sich schon um die letzten Lebensjahre der ZeitzeugInnen gehandelt haben. Wer das Kriegsende als Zwanzigjähriger erlebte, war 2010 ein 85-jähriger Greis.

Mit dem zeitlichen Abstand verringert sich bekanntlich meist die Intensität des Schmer­zes, das Bild des Erlebten objektiviert sich, emotionale Blockaden werden schwächer. In vielen Fällen ermöglicht er eine Distanzierung von erfahrenem Leid und Unrecht (wenn auch kein Vergessen), was die Chance zur Analyse des Verhaltens und der Einstellungen beider Seiten ermöglicht. Umso interessanter ist die Frage, inwiefern (und ob überhaupt) sich das Bild der deutsch-polnischen Beziehungen bei ehemaligen NS-Zwangsarbeite­rInnen wandelt und, vor allem, ob sich im Einklang mit der allgemeinen Auffassung, dass die Zeit alle Wunden heile, dieser zeitliche Abstand die Drastik des Bildes mildert. Beeinflusst die Erwärmung der bilateralen Beziehungen in der Politik, vor allem aber in der Lebenswirklichkeit (insbesondere im Kontext der zahlreichen Auswanderungen nach Deutschland oder der temporären Erwerbsmigration), die Erinnerung an frühere Erfahrungen? Und verändert schließlich das heutige Wissen über die Indoktrination der deutschen Gesellschaft durch die nationalsozialistische Ideologie und das Ausmaß des Drucks, den das NS-Regime auf deutsche ArbeitgeberInnen hinsichtlich des Umgangs mit den ihnen zugewiesenen Arbeitskräften aus Polen ausübte, die Wahrnehmung der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen?

Diese Problematik wollen wir anhand einer vom Institut für Nationales Gedenken (In­stytut Pamięci Narodowej) herausgegebenen zweibändigen Sammlung von AugenzeugInnenberichten betrachten, die 2014 unter dem Titel Ocaleni z zatraty (Vor der Vernich­tung gerettet) erscheinen sollte. Der Schwerpunkt wird dabei vor allem auf dem ersten Band liegen, der Schilderungen von BewohnerInnen der Region Legnica/Lubin enthält, die der Lubiner Journalist Jan Biliński zusammengetragen hat. Von 1964 bis 2000, also 36 Jahre lang, ging Biliński von Haus zu Haus und notierte Lebensgeschichten. Auf diese Weise sammelte er tausende Erinnerungen, auf deren Grundlage er kurze (an Biogramme erinnernde) Darstellungen der geschilderten Schicksale verfasste. Nur einen kleinen Teil konnte er überarbeiten, die meisten verblieben im Manuskriptstadium. Die von Biliński hinterlassenen Ordner enthalten kurze Erinnerungs-Biogramme von 468 Personen im Umfang von rund 320 Seiten.

Die von Biliński gesammelten Berichte repräsentieren eine überaus spezifische Variante der Oral history: Es handelt sich um durchschnittlich eine dreiviertel Seite lange Bio­gramme, die sich durch strenge emotionale Askese und sprachliche Vereinheitlichung auszeichnen. Weitere charakteristische Merkmale sind die strenge Auswahl von Fakten, redaktionelle Verdichtung und sprachliche Umgestaltung, die „Zensur“ des Grauens der Besatzung (selbst die grausamsten Erlebnisse der ZeitzeugInnen werden auf einzel­ne Sätze reduziert), die Ermöglichung einer „statistischen“ Perzeption und schließlich die Hervorhebung der Unvorhersehbarkeit und Unlogik der Kriegsschicksale. Unter den knapp 500 von Biliński verfassten Biogrammen finden sich 206 Schilderungen der Zwangsarbeit in Deutschland, sowohl relativ frische Aufzeichnungen als auch solche, die vor dem berühmten Brief des polnischen Episkopats von 1965 (→ Brief der polnischen Bischöfe ) entstanden. Seine Technik der écriture minimale bewirkt, dass wir gleich­sam einen Erinnerungsextrakt erhalten und die Schicksale der ProtagonistInnen wie aus weiter Ferne, als Panorama sehen. Es gibt dort keine Klagen, Beschwerden, Lamentos, sondern ausschließlich die grundlegenden Fakten und konkrete Informationen – wer, wo, wann, unter welchen Umständen und aus welchen Gründen.

Parallel zur Arbeit an der Herausgabe von Bilińskis Texten habe ich, allerdings nach anderen Kriterien, in den Jahren 2004‒2006 Erinnerungen aus derselben Gegend zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine 440 Seiten umfassende Sammlung von 84 Zeitzeugenberichten, die den zweiten Band von Ocaleni z zatraty bildet. Gesammelt, aufgenommen und bearbeitet wurden die Berichte von fünfundzwanzig SeminarteilnehmerInnen des Lehrstuhls für Journalistik der Berufshochschule (Uczelna Zawodo­wa Zagłębia Miedziowego) in Lubin. Später wurde die Arbeitsgruppe ergänzt durch elf Studierende, DoktorandInnen und MitarbeiterInnen des Instituts für Journalistik und Soziale Kommunikation sowie des Instituts für Polnische Philologie der Universität Wrocław. Im Gegensatz zu Bilińskis Kurzbiogrammen haben die in diesem Band gesammelten Erinnerungsberichte einen Umfang von ca. 5‒15 Seiten. Manche der jun­gen RedakteurInnen bemühten sich während der Aufnahmen um emotionale Distanz, andere bauten ein fast schon intimes Verhältnis zu den ZeitzeugInnen auf. Der zweite Band von Ocaleni z zatraty entstand innerhalb von drei Jahren unter enormem Zeit­druck, denn die schon hochbetagten GesprächspartnerInnen verstarben oder verloren ihr Gedächtnis (einige waren nicht mehr in der Lage, ihre Schilderungen zu autorisie­ren). Charakteristisch für die nach biographischer Vollständigkeit strebenden Erzählun­gen sind die emotionale Färbung, der Wunsch, die ZuhörerInnen zu bewegen, sowie die Tendenz zur Narrativierung und Subjektivierung des Bildes der eigenen Situation und der Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs.

Die im ersten und zweiten Band von Ocaleni z zatraty versammelten 225 Berichte von ZwangsarbeiterInnen im Deutschen Reich sind eine profunde Quelle von Wissen über den Krieg und seine psychischen Folgen. Wenn man sie heute liest, frappieren sie durch die Beschreibung der Brutalität und Herzlosigkeit der deutschen ArbeitgeberInnen ge­genüber den Polen. Doch es finden sich auch grundlegende und ausführliche Revisionen des Stereotyps vom „bösen Deutschen“ (→ Kreuzritter). Während die in der Sammlung enthaltenen Zeugnisse zur Deportation nach Sibirien und in die südlichen Gebiete der UdSSR sowie zu Massakern ukrainischer Nationalisten an Polen immer noch emotional sehr stark aufgeladen sind, sind die Schilderungen in Bezug auf das Deutsche Reich ausgewogener. Die Unterdrückung nicht nur jeglicher (selbst einer symbolischen) Auf­arbeitung der sowjetischen und ukrainischen Verbrechen, sondern selbst des Sprechens darüber durch die Zensur der Volksrepublik Polen, verstärkte nur das Gefühl erlittenen Unrechts und schwächte die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Ausnahmen im kollekti­ven Wahn des Massenmords (dabei gab es doch auch Fälle von Hilfe oder gar gemeinsa­mem Leiden). Die sich über Jahrzehnte erstreckende kommunistische Manipulation der kollektiven Erinnerung führte zu einer Monumentalisierung und eschatologischen Sicht auf die sowjetischen Deportationen in Lager und Kolchosen. Sie waren die natürliche Antwort auf die weit verbreitete kognitive Ohnmacht der Opfer (das zuvor ungekannte Ausmaß von Terror und Verbrechen, ihre Auslöschung aus dem öffentlichen Diskurs durch die Obrigkeit der Volksrepublik), ihre moralische Hilflosigkeit (Negation der zen­tralen Begriffe der christlichen Zivilisation, ideologische Relativierung ihres Werteka­nons), die begrifflich-artikulatorische Lähmung, die es den Opfern unmöglich machte, eine adäquate Erzählung zu schaffen (das Fehlen einer Sprache zur Beschreibung der Realität des Gulags), das nach dem Krieg nicht erloschene und teils bis in unsere Zeit andauernde Gefühl der Bedrohung (Schweigen über politisch heikle Themen) und das instinktive Verdrängen der Erinnerung an Unrecht und allgegenwärtige Gewalt aufsei­ten der AugenzeugInnen.

All dies bestätigt unübersehbar, dass das Zensieren der Erinnerung an grausame Ereig­nisse von gigantischem Ausmaß sowie das Beschränken der Möglichkeit ihrer Kom­mentierung und vor allem des Erzählens von ihnen unweigerlich zur Entstehung ar­chetypischer und religiöser Schemata führt. Erst vor diesem Hintergrund werden die Unterschiede in der psychologischen und moralischen Position der AugenzeugInnenen begreifbar, die über das von Sowjets, Ukrainern oder Deutschen an ihnen begangene Unrecht berichten. Im Fall der NS-Verbrechen hatten wir es allerdings mit einer syste­matisch vollzogenen Aufarbeitung zu tun, einschließlich der Möglichkeit zum Vorbrin­gen von Anklagen und zum Auftreten in der Rolle von ZeugInnen in Prozessen gegen die TäterInnen sowie zur Geltendmachung von Ansprüchen auf Entschädigung für die verlorene Gesundheit oder die Jahre der Zwangsarbeit für die deutsche Wirtschaft. Die Öffnung eines Raums für den Erinnerungsdialog bot eine Chance für die Fähigkeit zur Wahrnehmung der Lage des Gegners und der – wenn auch nicht großen – Gesten der Solidarität, die von dessen Seite vollzogen wurden, wo es möglich war. In vielen Fällen ermöglichte sie auch die Anerkennung der Tatsache, dass es trotz der eisernen Disziplin und des preußischen Arbeitsregimes im Verhältnis zu den deutschen ArbeitgeberInnen und ihren Familien auch Manifestationen der Menschlichkeit gab.

Die Berichte aus dem ersten Band von Ocaleni z zatraty liefern Antworten auf die Frage, wie heute das Bild der Deutschen und der deutsch-polnischen Beziehungen in den Augen ehemaliger ZwangsarbeiterInnen aussieht, weil dieses im Verlauf einer fast 40-jährigen Mission zur Sammlung von Zeitzeugenerinnerungen aufgezeichnet wurde. 113 Berich­te stammen von Männern, 93 von Frauen (in den einzelnen Statistiken entspricht die Summe der Einzelteile nicht immer der Gesamtsumme, weil die ZeitzeugInnen nicht in jedem Fall alle von Biliński vorgeschlagenen Daten angaben; manche nannten etwa nicht ihr Alter, den Geburtsort, den sozialen Hintergrund oder sämtliche Aspekte ihrer Lebenssituation während ihrer Zeit als ZwangsarbeiterInnen), was einem Verhältnis von 55 % zu 45 % entspricht. Mit 86 Personen stammte die Mehrheit (42 %) aus Zentral­polen, 39 Personen (19 %) stammten aus den südlichen Grenzgebieten, 12 Personen (6 %) aus dem Deutschen Reich, 2 Personen (1 %) aus der UdSSR und 1 Person aus Dänemark. Rund 33 % der Befragten machten keine Angaben zu ihrem Herkunftsort. Während das Verhältnis von Frauen und Männern nicht überrascht (im Generalgouvernement, Wartheland und in Danzig-Westpreußen wuchs die Zahl der in Industrie und Landwirtschaft beschäftigten Frauen kontinuierlich, bis sie im Jahr 1944 einen Anteil von 40 %‒57 % erreichte), so sehr erstaunt die erdrückende Mehrheit von aus Zentralpolen deportierten Arbeitskräften – doppelt so viele wie Deportierte aus dem Grenzland. Unter den VerfasserInnen der von Biliński gesammelten Erinnerungen fin­den sich keine RepräsentantInnen der Regionen Wilno (Vilnius), Nowogród oder Pole­sien, obwohl sich nach Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges die gesamten östlichen Grenzgebiete in NS-Hand befanden. Dieses Missverhältnis lässt sich mit den massiven Deportierungsaktionen der sowjetischen Besatzer erklären. Im Moment des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion lief bereits die vierte Deportationswelle. Die Gesamtzahl der aus den Ostgebieten deportierten Polen beläuft sich auf 840.000. Angesichts dessen mussten die deutschen Besatzer wahrscheinlich von einer weiteren Entvölkerung dieser Gebiete absehen.

Zum Zeitpunkt der Deportation war die Mehrheit der Betroffenen (115, das heißt 56 %) im Alter von 15 bis 20 Jahren, 33 (das heißt 16 %) gehörten der Altersgruppe zwischen 21 und 25 Jahren an, 13 % waren Kinder im Alter von 10‒14 Jahren, 6 % waren älter als 50 Jahre, nur 9 Personen waren zwischen 26 und 30 Jahre alt (4 %), 8 Personen (3,9 %) waren älter als 30 Jahre, darunter die älteste mit 55 Jahren. Diese Daten belegen, dass die Besatzer bevorzugt nicht Menschen im besten Alter und im Vollbesitz ihrer körper­lichen Kraft deportierten, wie wir allgemein annehmen, sondern hauptsächlich Jugend­liche und Menschen, die gerade erst die Volljährigkeit erreicht hatten. Personen im voll arbeitsfähigen Alter (über 20 Jahre alt) gab es drei Mal weniger, nur ein verschwindender Prozentsatz war älter als 25 Jahre. Das Rätsel dieser merkwürdigen Altersverteilung der polnischen Arbeitskräfte hat wohl eine einfache Lösung: Das beste „Arbeitsmaterial“, das heißt Männer im Alter von über 18 Jahren, war während des Septemberfeldzugs gefallen oder in Gefangenschaft geraten (in vielen Fällen stellte man die polnischen Kriegsgefangenen vor das Ultimatum, auf den Kriegsgefangenenstatus zu verzichten und in der deutschen Wirtschaft zu arbeiten), weshalb die deutschen Behörden die jüngeren Jahrgänge heranzogen, von denen sie annahmen, sie ließen sich leichter ins Joch spannen, während die Älteren Schwierigkeiten hätten machen können und deswegen lieber im Generalgouvernement (GG) bleiben sollten. Es ist aber auch möglich, dass die deutschen Behörden perspektivisch dachten und annahmen, der Krieg könne noch ein paar Jahre andauern, so dass die Jugendlichen das volle arbeitsfähige Alter erreichen würden.

Für Überlegungen zu den deutsch-polnischen Beziehungen haben die oben angeführ­ten Daten eine große Bedeutung. Man kann nämlich annehmen, dass das Verhältnis erwachsener oder schon älterer deutscher ArbeitgeberInnen zu den polnischen Jugend­lichen, die oft gerade dem Kindesalter entwachsen oder einfach noch Kinder waren, nicht von derselben Feindseligkeit unterminiert sein konnte wie das Verhältnis zu voll erwachsenen Menschen, zumal wenn diese kurz zuvor noch Uniform getragen hatten. Vielleicht hatte es sogar Züge einer fürsorglich-elterlichen Beziehung. Diese Vermutung formuliere ich mit allergrößter Vorsicht, weil unsere ZeitzeugInnen derartige Bezeichnungen natürlich nicht verwenden, doch ich habe das Recht, ihre Aussagen auf Grundlage der Charakterisierungen und Bewertungen „ihrer“ Bauern, Meister oder Verwalter so zu interpretieren. Zensuren dieser Art vergaben nämlich 136 polnische ZwangsarbeiterInnen, von denen knapp die Hälfte ihre „Besitzer“ als „gute“ oder „sehr gute“ Menschen beschrieb (63 Landwirte). Wenn wir dazu die 31 „anständigen“ hinzufü­gen, kommen wir auf ganze 91 Personen, was einem Anteil von 69 % der Befragten entspricht, die sich überhaupt zu dieser Frage äußerten. 70 Personen, das heißt 34 %, enthielt sich jeglicher Bewertung. Daraus ergibt sich, dass die Zahl der guten und wohl­wollenden Bewertungen der deutschen ArbeitgeberInnen in den Jahren des Kriegs und der Besatzung deutlich überwiegt, um nicht zu sagen die schlechten Wertungen weit hinter sich lässt: Zu Bewertungen der Deutschen als „schlecht“, „böse“ oder „grausam“ kamen nämlich 20 junge Polen, zu „schwierigen“ Deutschen 13, zu weder guten noch schlechten 4. Der Anteil der „unbarmherzigen Schinder“ beträgt ca. 15 %, der Anteil der „Geizhälse und Despoten“ 9 %.

Die Zusammenstellung dieser Zahlen ist aufschlussreich. Zwar erschüttert sie nicht das martyrologische Bild der Zwangsarbeit von Polen in Deutschland, weil trotz allem das Ausmaß des erlebten Leids – von dem gleich die Rede sein wird – enorm war. Doch das Verhältnis zwischen positiven und negativen Bewertungen (fast 70 % zu 24 %, und damit fast 3:1), welche die ZeitzeugInnen ihren ArbeitgeberInnen ausstellten, das heißt Personen, denen sie am Arbeitsplatz wie auch am Wohnort auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren, belegt ein signifikant niedrigeres Level unmenschlicher Verhaltens­weisen seitens der Deutschen, als es sich im allgemeinen Bewusstsein verfestigt hat. Es bleibt natürlich offen, ob dies ein Resultat der zeitlichen Distanz, des jungen Alters der Befragten zur Zeit des Krieges, und damit des unvermeidlichen Wirkens der Mechanis­men der sogenannten autobiografischen Erinnerung oder aber des von Propaganda und Medien des kommunistischen Regimes während der gesamten Dauer der Volksrepublik Polen (unter anderem zum Zweck der Relativierung des Ausmaßes der sowjetischen Verbrechen) systematisch verfestigten Bilds von den Deutschen als Volk von VerbrecherInnen ist, was zwangsläufig das Stereotyp la Pologne martyre (→ stereotyp) sowie die Vorstellung vom „germanischen Erzfeind“ verstärkte. Es ist auch nicht ausge­schlossen, dass manche der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen im Deutschen Reich im Laufe der Zeit zu dem Schluss gelangten, dass trotz all ihrer Leiden die unmittelbare Lebensgefahr für die Polen im Generalgouvernement größer war und ihr Leid sie des­halb womöglich vor anderen Qualen bewahrte.

Interessante Erkenntnisse liefern auch die Bewertungen der Einstellungen und Verhaltensweisen der Familien der deutschen GrundbesitzerInnen. Diese wurden von 10 % der Befragten vorgenommen, wobei eine leichte Mehrheit (11) sie als feindlich oder zumindest unfreundlich einstufte, eine kleine Minderheit hingegen als freundlich und wohlwollend (10). Meiner Überzeugung nach ist dies ein Resultat des unmittelbaren, täglichen Kon­takts zwischen den Bauern und ihren ZwangsarbeiterInnen sowie des Umstands, dass erstere ständig über das Schicksal letzterer entscheiden mussten. Wahrscheinlich ent­stand während der gemeinsamen körperlichen Arbeit eine Art von „Produktionssolidari­tät“, die aber die übrigen HausbewohnerInnen nicht umfasste, welche die fremdsprachi­ge „Arbeitskraft“ eher als „Schmarotzer“ betrachteten, die in ihre Privatsphäre eindrang. In dieser waren die polnischen ZwangsarbeiterInnen praktisch ununterbrochen präsent, selbst wenn es sich nur um das Gehöft oder die Wirtschaftsgebäude (Ställe, Scheunen, Schuppen etc.) handelte.

Entscheidend sind jedoch die Informationen zu den Details ihrer spezifischen Bezie­hung zu ihren ArbeitgeberInnen. Zu dieser Frage äußerten sich 95 Personen, das heißt 46 %, von denen 60 sie als gut bezeichneten (63 %), 16 als unmenschlich (17 %), 15 als tolerant (16 %), 3 als „vorschriftsgemäß“ (3 %) und eine als „misstrauisch“ oder „reser­viert“ (1 %). Im Bereich der „guten Beziehungen“ finden sich unterschiedliche Formulie­rungen, die überwiegend als Synonyme für „gute Behandlung“ gelten können und somit das Verhalten der Deutschen gegenüber den Polen betreffen und nicht umgekehrt (ob­wohl solche Beschreibungen ebenfalls zu finden sind, wenn auch selten). In erster Linie bezeichnen sie ein konfliktfreies Zusammenleben, das auch – von deutschen Gesetzen verbotene und mit empfindlichen Verwaltungsstrafen belegte – gemeinsame Mahlzeiten (15 %), die Abwesenheit von Gewalt und gute Behandlung (10 %), gemeinsames Radio­hören (6 %), Diskussionen zu Themen meist ohne Bezug zu politischen Fragen (obwohl auch solche vorkamen) sowie schließlich Vertrautheit oder eine Art vorsichtiger Freund­schaft (3 %) einschließen konnte. Eine besondere Form dieser guten Beziehungen waren intime Kontakte (24 %), worauf wir noch ausführlicher eingehen werden. In geringem Ausmaß zeigten sich auch Manifestationen von Solidarität mit den Polen (beispielsweise Hilfe für Geflohene, Übernahme von ZwangsarbeiterInnen, die vor sadistischen Bauern geflohen waren, oder offene Verurteilung von NachbarInnen, die ZwangsarbeiterInnen misshandelten). Ein erstaunlich mutiges Verhalten zeigten hier vier deutsche Bauern, die in den Erinnerungen polnischer ZwangsarbeiterInnen porträtiert werden: Der erste von ihnen verprügelte einen deutschen Denunzianten, dessen Anzeige zum Tod eines Zwangsarbeiters geführt hatte; der zweite tat dasselbe mit einem ukrainischen Denunzi­anten; der dritte zeigte einen Nachbarn wegen der Ermordung eines Polen an (der Täter kam nach Groß-Rosen) und der vierte entließ eine junge Deutsche, nachdem diese einen Polen, der sie bei der Arbeit versehentlich mit Mist beschmutzt hatte, bei der Gestapo anzeigte, was seinen Tod in Mauthausen zur Folge hatte (bevor er starb, schickte der deutsche Arbeitgeber ihm Päckchen ins Lager). Diese Haltung fand interessanterweise Unterstützung bei den lokalen Polizisten. Im Kontext der positiven Einstellungen sind auch der Schwarzhandel sowie unterschiedliche Manifestationen gegenseitigen Interes­ses zu nennen, letztere meist verbunden mit der Bewunderung der Polen für den Fleiß der Deutschen und die Effizienz der deutschen Organisation von Arbeitsabläufen.

Als eine eigene Kategorie sind die grundsätzlich tragischen Fälle von emotionalen oder erotischen Beziehungen zu betrachten. Von ihnen wird in den Erinnerungen in der Regel aus zweiter Hand berichtet, das heißt, sie betreffen nicht die ZeitzeugInnen selbst, sondern deren Bekannte aus demselben Dorf oder aus Nachbardörfern, weil keiner der Polen, die von NachbarInnen denunziert oder bei dieser nach NS-Recht streng verbotenen Prozedur ertappt wurde, überlebte. Mit Ausnahme eines einzigen Falls von „stum­mer“ Solidarität eines Dorfes (eine Deutsche zeigte eine Schwangerschaft an, der Pole „versteckte“ sich) wurden alle Betroffenen erhängt oder kamen ins Konzentrationslager. Es dominierten natürlich Liebschaften zwischen polnischen Arbeitern und jungen deut­schen Frauen (obwohl es in Einzelfällen auch umgekehrt war). Brutal formuliert, waren die Opfer dieser Liebesaffären praktisch immer die Männer. Der Grund für diese Dispro­portion war das dramatisch aus dem Gleichgewicht geratene Zahlenverhältnis zwischen deutschen Frauen und den Männern, die an der Front waren. Die Häufigkeit erotischer Beziehungen zwischen polnischen Zwangsarbeitern und deutschen Frauen zeugt von außerordentlicher Entschlossenheit oder großem Leichtsinn aufseiten der jungen Polen. 10 % aller ZeitzeugInnen sahen die tragischen Konsequenzen dieser selbstmörderischen Amouren in Gestalt öffentlicher Hinrichtungen mit eigenen Augen oder erfuhren von ihnen aus unmittelbaren Schilderungen von polnischen BekanntInnen aus benachbar­ten Dörfern. Die verführten oder „vergewaltigten“ deutschen Frauen (denn so wurden derartige Vorfälle grundsätzlich eingestuft) wurden öffentlich gebrandmarkt, manch­mal auch zu Gefängnisstrafen oder Lagerhaft verurteilt.

Diese Fakten belegen, dass selbst während des Krieges zwischen den Feinden bzw. zwi­schen „Übermenschen“ und „Untermenschen“ Gefühle entstanden, denn diese Liebschaften lassen sich vermutlich nicht ausschließlich dadurch erklären, dass die deut­schen Frauen und „Fräuleins“ angesichts des Mangels an deutschen Männern ihren Sexualtrieb nicht anders befriedigen konnten. Damit es nämlich zur „Beschmutzung der Rasse“ kommen konnte, musste sich in der Psyche der deutschen Frauen ein Akt der Abwendung von der nationalsozialistischen Theorie der rassischen Minderwertigkeit der Slawen und damit der „Vermenschlichung“ des ihnen zur Arbeit zugewiesenen Sklaven vollziehen. Ein interessanter, in seiner noblen Einfältigkeit rührender und aus diesem Grund erwähnenswerter Fall ist die Geschichte eines Bauern, der sich so sehr in eine polnische Zwangsarbeiterin verliebte, dass er die lokalen Behörden über seine Heiratsab­sichten informierte, was natürlich mit der Verhaftung der beiden und der Deportation des Deutschen ins Konzentrationslager endete.

Eine weitere Form von Einstellungen, die unter den Begriff „gute Beziehungen“ zu subsummieren wären, waren unterschiedliche Formen der Toleranz und stillen Sympathie von Deutschen gegenüber den für sie arbeitenden Polen. Sie manifestierten sich meistens in heimlichen Lebensmittelzuwendungen, gegenseitigem Vertrauen, der Legalisierung von Beschäftigungsverhältnissen nach missglückten Fluchtversuchen, Hilfe für bei NachbarInnen arbeitende Polen oder gemeinsamen Lebensmittelzuwendun­gen für Kriegsgefangene, der Duldung von nächtlichen Spaziergängen oder sogar von „rasseschändlichen“ Liebschaften, dem Hinwegsehen über Lebensmitteldiebstähle und schließlich in der Fähigkeit zur Veränderung der Behandlung von ZwangsarbeiterInnen, nachdem diese sich beim Arbeitsamt beklagt hatten. Das war kein typisches Verhalten, denn üblicherweise endeten solche Klagen damit, dass die Kläger von Polizisten auf der Wache oder vom betroffenen Bauern auf dem eigenen Gehöft (bis hin zur Tötung) gemaßregelt wurden.

Die zahlenmäßig dritthäufigste Art von Verhältnissen zwischen Polen und Deutschen waren von Feindseligkeit und Hass erfüllte Beziehungen. Sie fanden ihren Ausdruck fast immer in der Anwendung von physischer, mitunter auch (wenngleich sehr viel seltener) psychischer Gewalt gegen die polnischen ZwangsarbeiterInnen. Davon berichten 17 % der ZeitzeugInnen, die sich zum Thema der gegenseitigen Beziehungen äußerten. Am häufigsten wurde von Faustschlägen (oft auch Ohrfeigen), Schlägen mit dem Knüppel oder Stock (oft auf den Kopf) und Tritten berichtet. Manche Bauern griffen zu noch brutaleren Maßnahmen, darunter etwa – vor allem bei Frauen – Hammerschläge in den Bauch. Der häufigste Grund für Schläge waren sogenannte „Disziplinlosigkeit“ oder „Faulheit“, Unterhaltungen während der Arbeit, Rauchen, schlecht angenähte Winkel usw. In vielen Fällen wuchs die Gewaltbereitschaft der ArbeitgeberInnen mit dem Her­annahen der Front. Als charakteristisches Beispiel für unmenschlichen Egoismus führen zwei ZeitzeugInnen das Verhalten ihrer deutschen Bauern an, die sich während der alli­ierten Luftangriffe mit ihren Familien in Bunkern versteckten, die Polen aber aussperr­ten und ihnen rieten, sich unter den Bäumen in der Umgebung zu verteilen.

Es gab auch – wenngleich nicht oft – Fälle von systematischer sadistischer Quälerei oder Vergewaltigungen. Obwohl in den Erinnerungen der befragten ZwangsarbeiterInnen sexuelle Gewalt nur selten erwähnt wird, ist angesichts der großen Zahl von erotischen Beziehungen zwischen polnischen Männern und deutschen Frauen zu vermuten, dass auch die deutschen Männer nicht schamhaft an den Beinen der jungen Polinnen vor­beischauten, die ihren erotischen Begierden absolut hilflos ausgeliefert waren. Schließ­lich bedeutete eine eventuelle Strafe für die deutschen Täter keine Lebensgefahr, weil sie immer behaupten konnten, sie seien verführt worden (→ die schöne Polin). Umgekehrt hätte eine vergewaltigte Polin, die bei den deutschen Behörden Anzeige erstatte, eine Ver­urteilung zum Tode oder zumindest zum Konzentrationslager riskiert. Wir können des­halb annehmen, dass das Phänomen der sexuellen Gewalt von Bauern, Verwaltern und Wachleuten gegen polnische Zwangsarbeiterinnen existierte, dass es aber tabuisiert oder aus der Erinnerung gelöscht wurde. Diese Erklärung ist umso wahrscheinlicher, als wir auch in den Erinnerungen von in den Gulag deportierten Polinnen keine Schilderungen von Vergewaltigungen finden (während gleichzeitig die historische Forschung die allge­meine Verbreitung des Phänomens nachweist). Unterwerfung war Teil der „natürlichen“ Ordnung der Dinge, und Gruppenvergewaltigungen durch Berufskriminelle galten gera­dezu als öffentliche Demonstration sexueller Kühnheit. Trotzdem finden entsprechende Ereignisse so gut wie keinen Niederschlag in der Erinnerungsliteratur.

Ein Beleg für die schlimme Situation der ZwangsarbeiterInnen sind die zahlreichen und beharrlichen Versuche, der Zwangsarbeit in Deutschland zu entfliehen. Jede fünfte Person (21 %) war Zeuge von Fluchtversuchen oder aktiv daran beteiligt. Drei Viertel von ihnen unternahm selbst Fluchtversuche, die aber in der Mehrzahl der Fälle erfolglos endeten. Verblüffend ist, dass viele der Befragten das Risiko der Flucht (bei deren Misslingen La­ger- oder Gefängnishaft drohte) auf sich nahmen, obwohl sie gleichzeitig das Verhältnis zu den Bauern, bei denen sie arbeiteten, als gut beschreiben. Es war also nicht nur (oder überhaupt nicht) schlechte Behandlung, die sie zu einem derart verzweifelten Schritt trieb, sondern vor allem die Sehnsucht nach ihrer Heimat und ihren Familien sowie der Widerstand gegen die Freiheitsberaubung und die Abwertung zum Untermenschen.

Untergebracht wurden die ZwangsarbeiterInnen in der Regel in Holzbaracken, eigens zu diesem Zweck umgewidmeten Gebäuden wie Klöstern oder Nutzräumen von Ag­rarbetrieben, Schlafsälen in Gasthäusern, Eisenbahnwaggons, Gartenhäusern und verschiedenen Arten von Wirtschaftsgebäuden. Die Räume waren für gewöhnlich un­geheizt (insbesondere Kammern, Dachböden usw.), weshalb die ZwangsarbeiterInnen unter Kälte litten und oft krank wurden (zumal im Winter). Auf medizinische Hilfe konnten sie nicht rechnen, weil die ArbeitgeberInnen diese nur im äußersten Fall bereitstellen. Nur drei Verfasser von Erinnerungen wurden in Krankenhäusern behandelt, da­von einer in der Psychiatrie. Ebenso selten waren ambulante Behandlungen, von denen nur drei Personen profitierten, meist nach Arbeitsunfällen (Quetschung von Fingern, Bruch einer Extremität, Verwirrtheit nach einem Sturz von einem Fuhrwerk). Die hygie­nischen Bedingungen waren katastrophal, denn nur eine Person berichtet von Bädern in der Wanne, Kleidung (natürlich gebrauchte) erhielten einmalig nur zwei Personen (eine Zwangsarbeiterin wurde ins Lager geschickt, weil sie sich für eine „organisierte“ Karte ein Kleid kaufte), und in Fällen von drastischer Kälte retteten sich die ZwangsarbeiterInnen damit, dass sie Papiersäcke oder Zeitungen unter ihre Kleidung steckten (was ebenfalls streng bestraft wurde). Lediglich sieben Personen erhielten Urlaub, der übrigens eine gute Gelegenheit zur eigenmächtigen „Verlängerung“ darstellte – das heißt zur Flucht, die meist mit Verhaftung sowie der Rückkehr an den ursprünglichen Zwangsarbeitsplatz (und üblicherweise mit einer Verschlechterung der Beziehungen zum Arbeitgeber und der Lebensbedingungen einherging) oder Zuweisung an einen anderen Bauernhof endete.

Ein grundlegendes Problem war natürlich die Verpflegung. Als „nicht ausreichend“, was als Euphemismus zu betrachten ist, bezeichneten sie 14 % der Befragten, von de­nen 4 % quälenden Hunger litten. Dieser manifestierte sich meist in schmerzhaften Magenkrämpfen, Gewichtsverlust (in einigen Fällen um die Hälfte des ursprünglichen Gewichts) und extremer Entkräftung. In manchen Fällen zwangen die Bauern ihre ZwangsarbeiterInnen, sich von „Abscheulichkeiten“ zu ernähren, im Allgemeinen von Verdorbenem (manche ZeitzeugInnen berichten etwa, dass sie sich von Speisen mit Wür­mern ernährten, und erwähnen dabei verlegen, dass die Bauern – zur Ermunterung – mit ihnen aßen). An gutes Essen („lecker“, „schmackhaft“, „essbar“, „nahrhaft“ usw.) erinnern sich nur 3 % der Befragten. Nur wenigen ZwangsarbeiterInnen gelang es, sich illegal – etwa durch den Diebstahl von Früchten oder das heimliche Schlachten von Schweinen – zusätzliche Nahrungsmittel zu beschaffen. Dafür drohten drastische Strafen (meist sofortige Erschießung oder Lagerhaft), die abschreckend wirkten. Es fällt auf, dass der hohe Anteil von ArbeitgeberInnen, die als gute Menschen eingestuft wurden (50 %, siehe oben), sich keineswegs mit den Angaben zur guten Verpflegung der polnischen Arbeitskräfte deckt (14 %). Man kann annehmen, dass dies der Standard der Lebensmit­telversorgung für alle ArbeiterInnen war oder dass er sich im selben Ausmaß auch für die deutsche Bevölkerung verschlechterte. Ebenso gut könnte man jedoch annehmen, dass sie aus dem sogenannten „zweiten Kessel“ aßen, das heißt, dasselbe wie die Nutztiere.

Nur fünf Personen äußerten sich über ihr Verhältnis zur Arbeit. Zwei von ihnen emp­fanden sie als angenehm, drei jedoch beschrieben sie als „mörderisch“, „fatal“ oder „schändlich“ (etwa Arbeit mit Weidenkörben auf dem Kopf). Alle anderen äußerten sich nicht zu diesem Thema. Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang Angaben zum Verdienst: Ganze 10 % der Befragten erhielten einen geringen Lohn. Um das Bild dessen zu ergänzen, was den ZwangsarbeiterInnen erlaubt war und wie viel Raum für Privates die ArbeitgeberInnen ihnen zugestanden, sei hinzugefügt, dass die Teilnahme an der heiligen Messe (einmal im Monat) nur 3 % der Befragten gestattet wurde, der Gang zur Beichte nur 1 %. Dafür verzeichnen zwei Zeitzeugen in diesem Zusammen­hang allerdings freundliche Gesten der deutschen Bauern: In einem Fall überließ der Bauer dem Polen eine Kutsche, im anderen bot der Besitzer einen Traktor an, weil der Weg zur Kirche sehr weit war.

Auf Bauern- oder Gutshöfen und umso mehr in den Fabriken beschränkte sich der Be­griff der Freizeit für die ZwangsarbeiterInnen im Allgemeinen auf die Zeit zum Schla­fen, doch es fanden sich auch marginale Freiräume – meist nach dem Abschluss der Feldarbeit, dem Versorgen von Kühen und Schweinen. Davon berichten 15 % der Befragten. Genutzt wurde diese Zeit für Kontakte mit anderen Polen aus derselben Ort­schaft (seltener aus benachbarten Orten), für Treffen in Gasthäusern, wo man sich nicht nur an Bier gütlich tat. Manche waren in Theatergruppen aktiv, gingen sporadisch ins Kino oder in den Zirkus, hörten Radio oder musizierten. Nur 4 % der VerfasserInnen von Erinnerungen verbrachten ihre freie Zeit (und das auch nur gelegentlich) mit ihren ArbeitgeberInnen.

Im Hinblick auf das Verhalten und die Einstellungen anderer Bauern (etwa der Nach­barInnen) gegenüber den bei ihnen beschäftigten Polen überwiegen im Verhältnis von positiven zu negativen Bewertungen eindeutig die wohlwollenden Haltungen gegenüber den ZwangsarbeiterInnen. Sie werden von 13 % der ZeitzeugInnen dokumentiert, von Brutalität und Grausamkeit hingegen sprechen 9 %. 1,5 % erwähnen Manifestationen von Sympathie und Freundschaft. Hinsichtlich der Kategorie „zivilisierter“ Verhaltens­weisen haben wir es mit ähnlichen Haltungen wie bei den „eigenen“ Bauern zu tun, gleichwohl sind die am häufigsten anzutreffenden Beschreibungen erwähnenswert: „in unserem Dorf wurden die Polen nicht drangsaliert“; „unsere Leute wurden in der Stadt nicht geschädigt“; „von uns ist keiner geflohen, weil wir gute Bedingungen hatten“; „es gab keine Fälle von Bestrafung oder Ermordung von Polen“; „sie teilten das Essen mit uns, als die Front näherkam“. Unter den untypischeren Verhaltensweisen wären zu er­wähnen: die Großzügigkeit einer Deutschen, die mit gutem Ausgang ihr Bett mit drei Zwangsarbeitern gleichzeitig teilte (sie flohen, nachdem sie vor drohender Gefahr gewarnt wurden), die Toleranz gegenüber einem Zwangsarbeiter, der ertappt wurde, als er heim­lich „London“ hörte und die Landkarten des Gutsbesitzers studierte (er wurde nach dem Verhör freigelassen), die Anzeige eines deutschen Bauern gegen seinen Nachbarn wegen der absichtlichen Tötung eines Polen (der Täter landete im Lager) und schließlich der Fall eines SS-Offiziers (!), der einem polnischen Zwangsarbeiter einen Laib Brot schenkte.

Von Konflikten mit den eigenen ArbeitgeberInnen berichtet jeder fünfte Verfasser von Erinnerungen (40 Personen), was eine ernstzunehmende Zahl darstellt. Bei etwas mehr als einem Drittel von ihnen (15 Personen) handelte es sich um Bagatellen, bei zwei Drit­teln allerdings um ernste Fälle, die Wunden und Todesfälle zur Folge hatten. Bei den Bagatellkonflikten handelte es sich überwiegend um Zank, dessen Ursache meist in Beschwerden der polnischen ZwangsarbeiterInnen über ihre ArbeitgeberInnen lag (etwa wegen der Anwendung von Gewalt, Verweigerung von Nahrung, Mangel an Schuhen, verlausten Baracken oder zwielichtigen Geschäften). Von den acht bekannten Fällen en­dete die Anzeige zwei Mal mit einem Eingreifen der Behörden und einer Verbesserung der Lage, ansonsten aber mit der Vertuschung der Sache und wachsender Aggressivität gegen die Beschwerdeführer. Es kam auch zu Konflikten mit ernsten Konsequenzen. Hier handelt es sich meist um Widerstand und Handgreiflichkeiten, die durch Wutaus­brüche, gekränkten Stolz oder Meinungsunterschiede ausgelöst wurden und mit Ver­letzungen der LandwirtInnen oder der ZwangsarbeiterInnen endeten. Es gab mitunter gefährliche Auseinandersetzungen mit Mistgabel oder Messer, in anderen Fällen schwe­re Prügeleien, manchmal unter Einsatz von Werkzeugen, was für den Bauern und Bäu­erinnen nicht immer gut ausging. In sechs Fällen führten Konflikte zur Ermordung der Landwirte oder deren Angehörigen, meistens durch Hämmer, Messer oder Mistgabeln. Nach den Bauern waren deren Ehefrauen die zweithäufigsten Opfer.

Die Kriegserfahrung änderte sich, als die Rote Armee auf angestammtes deutsches Terri­torium vorrückte. Das war eine Art Apokalypse, in der deutsche Frauen, Kinder und alte Menschen zu Opfern wurden (Hytrek-Hryciuk 2010, S. 201). Die Erinnerungen der polnischen ZwangsarbeiterInnen in den beiden Bänden von Ocaleni z zatraty dokumentieren das Ausmaß des Schocks sowie ein gewisses Mitleid und manchmal sogar das Empfinden einer Schicksalsgemein­schaft mit den Deutschen. Der Umgang der sowjetischen Soldaten mit der deutschen Bevölkerung und insbesondere den Frauen weckte in den ZeitzeugInnen Entsetzen, Ab­scheu und moralischen Widerstand, obwohl sie ja von den Deutschen viel Leid erfahren hatten. Man kann sich unschwer vorstellen, dass die von den Rotarmisten an der Zivil­bevölkerung verübten Grausamkeiten, die wir aus der deutschen Erinnerungsliteratur kennen, bis zu einem gewissen Grad auch die polnischen ZwangsarbeiterInnen betrafen, vor allem die polnischen Frauen (Zeidler 2008). Für die Russen war jeder, der für die Deutschen ar­beitete, im Grunde ein Verräter, weshalb man ihn oft – aber zum Glück nicht immer – wie diese behandelte. Insbesondere die Frauen. Leider entstanden die meisten der in Ocaleni z zatraty versammelten Erinnerungen in der Zeit der Volksrepublik Polen, als die Bestialitäten der Roten Armee ein absolutes Tabuthema waren. Sie sind es übrigens bis heute. Aus unserer Perspektive, das heißt vom Standpunkt der Rekonstruktion der deutsch-polnischen Beziehungen der Jahre 1940‒1945, ist dies bedauerlich, denn die Er­innerungen der wenigen VerfasserInnen, die keine Angst hatten, die Wahrheit zu sagen, zeugen von einer vorübergehenden, durch die Situation erzwungenen Gemeinsamkeit des deutschen und polnischen Schicksals.

Ich habe – das möchte ich nachdrücklich betonen – keinen einzigen Bericht einer pol­nischen Zwangsarbeiterin bzw. eines polnischen Zwangsarbeiters gefunden, aus dem Genugtuung darüber gesprochen hätte, was der deutschen Bevölkerung durch die Sol­daten der Roten Armee widerfuhr. Obwohl dies psychologisch nachvollziehbar wäre. Es ist schwer zu sagen, ob das Verständnis für das tragische Schicksal der deutschen Zivilbevölkerung eher aus einer „negativen“ Bilanz des Leids oder aus einem Reflex der Menschlichkeit resultierte. Wie dem auch sei, in diesen tragischen Momenten halfen Polen und Deutsche einander, sie flohen gemeinsam, versteckten sich, gaben einander Ratschläge und teilten ihr Essen.

Entgegen dem im Bewusstsein der Polen verankerten Stereotyp der „grausamen Deut­schen“ liefern die Erinnerungen der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen überraschend viele Belege für eine (unter den Bedingungen des Krieges) relativ gute Behandlung der Polen, manchmal auch für Sympathie. Die geschilderten Fälle von Brutalität der Bauern oder ihrer Familienangehörigen waren oft ein Ausdruck von Primitivität, problematischem Charakter, faschistischer Verblendung, subjektivem Unrechtsempfinden (etwa der Tod des Sohnes im Septemberfeldzug oder an der Ostfront gegenüber der „Sicherheit“ der jungen Polen in der Tiefe des Deutschen Reichs). Nicht selten offenbaren die Erinnerun­gen auch, dass die deutschen Bauern ihre eigenen Kinder oder deutsche ArbeiterInnen ebenso unbarmherzig behandelten. Das heißt nicht, dass die Erfahrungen der polni­schen ZwangsarbeiterInnen frei von durch Deutsche ausgeübter Gewalt oder Brutalität gewesen wären. Den BürgerInnenn des Deutschen Reichs war die messianische Vision der Überlegenheit der Arier gegenüber den Slawen so gründlich eingeimpft worden, dass die Wirkung nicht lange auf sich warten ließ, zumal die Kluft zwischen der „Herren­rasse“ und der „Arbeitskraft“ durch spezifische Verordnungen bekräftigt und verfestigt wurde, die äußerste Strenge im Umgang mit „rassisch minderwertigen“ Menschen be­fahlen. Die deutschen Bauern, die unerwartet zu Besitzern „slawischer Sklaven“ wurden, wurden damit zugleich zu – im wörtlichen Sinne – Herren über deren Leben und Tod und nutzten diese Macht gelegentlich aus. In dieser Frage sind die Zahlen unerbittlich: Die größte Gruppe ehemaliger ZwangsarbeiterInnen (128 Personen) wurde Opfer oder Augenzeuge von Repressionen (62 %). Fast ein Drittel von ihnen dokumentierte konkre­te Straftaten und Verbrechen, die in Deutschland an Polen begangen wurden.

Die Absicht der Nationalsozialsten bestand darin, ein System der Rassen- und Klas­sentrennung zu schaffen, das die Relationen zwischen dem Volk der „Herren“ und dem der „Sklaven“ auf eine Weise geregelt hätte, die zur Vernichtung oder Marginalisierung des polnischen Elements geführt hätte. In Bezug auf die ZwangsarbeiterInnen brachte diese Strategie nicht die erwarteten Resultate, weil hier sogenannte Einflussbeziehungen wirksam wurden, die eine elementare Form der zwischenmenschlichen Kommunikation darstellen und elementare menschliche Reflexe aktivieren – oder vielleicht besser gesagt einschmuggeln: Mitgefühl, Mitleid, Güte. Diese wiederum unterminierten diskret die durch Dekrete, Verordnungen und Propaganda oktroyierten Haltungen. Gleichwohl lässt sich nicht sagen, so schön es in Zeiten der Versöhnung und der medial ausge­schlachteten Vergebung von Schuld auch klänge, dass die Menschlichkeit, die humani­tas, gesiegt hätte. Sie zeigte sich zwar und war durchgängig präsent, obwohl es – nach Ansicht der Nationalsozialisten – umgekehrt hätte sein sollen. Im Alltag jedoch herrsch­te die für totalitäre Systeme charakteristische Kommunikationsbeziehung, die Stanisław Lem einmal pointiert als „Gespräch des Stocks mit dem Hintern oder des Herodes mit den Kindern“ bezeichnete (Bereś 2002, S. 297).

Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann

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Bereś, Stanisław, em. Prof. Dr. habil., verfasste den Beitrag „Dialog in einer Zeit der Verachtung. Polnische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Dritten Reich (Versöhnung)“. Er ist Professor an der Universität Wrocław und arbeitet in den Bereichen Literaturkritik und -theorie, Poesie und literarische Übersetzungen/ Translationswissenschaft.

 

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