Annette Siemes

Umweltschutz /ochrona środowiska als eine Kategorie der deutsch-polnischen Kommunikation



Einleitung

Der vorliegende Text befasst sich mit den Begriffen ,Umweltschutz‘ respektive ,ochrona środowiska‘ sowie einigen weiteren, mit dem Thema Umwelt verbundenen Schlagwör­tern und deren Bedeutung und Rolle in der Kommunikation in Deutschland und in Polen. Beide Wörter waren, unter zahlreichen weiteren, Teil einer umfassenden Studie zur Kollektivsymbolik in beiden Ländern (Fleischer, Siemes, Grech 2021a sowie 2021b). Hier werden sie im direkten Vergleich vor­gestellt. So soll aufgezeigt werden, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Hin­blick auf ein und dieselbe Kommunikationskategorie zustande kommen, wenn diese in zwei Sprach- und Gesellschaftssystemen und also vor einem interkulturellen Hinter­grund betrachtet wird. Die Grundlage dafür bilden die Ergebnisse einer aktuellen, im Jahr 2020 durchgeführten Untersuchung sowie identisch aufgebauter früherer Studien zum Thema Kollektivsymbolik, die bereits in der oben genannten überblickenden Pub­likation zusammengefasst wurden (Die aktuelle Untersuchung (2020) wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes durch die Deutsch-polnische Wissenschaftsstiftung gefördert. Für die früheren Untersuchungen vgl. Auch Fleischer 1995, 1996 sowie 1997).

Vor dem Hintergrund der zugrundeliegenden Untersuchung sind die hier besprochenen Wörter (bzw. die Ergebnisse im Hinblick auf deren Bedeutung) als kommunikative Ka­tegorien und damit verbundene Bedeutungskonstrukte zu verstehen. Analyse- und Be­trachtungsebene ist der Interdiskurs, verstanden als der breiteste, allgemeine Bereich ge­sellschaftlicher Kommunikation, welcher sich aus theoretischer Sicht im Rahmen einer Beschreibung der Stratifikation von Gesellschaft und Kommunikation unterscheiden lässt und welcher so die Grundlage für jegliche Kommunikation(en) bildet, indem er potentielle Bezugspunkte zur Verfügung stellt, deren Anordnung und Verknüpfungen untereinander (z. B. in Normalitätsbereichen und semantischen Netzen) im Kommuni­kationsprozess zugleich verhandelt wie stabilisiert werden. Michael Fleischer unterschei­det in seiner Allgemeinen Kommunikationstheorie entsprechend Quasi-Diskurse (von Gruppen wie Familie, Freundeskreisen, unter KollegInnen etc.), Diskurse (von Subkul­turen bzw. Supragruppen) sowie den Interdiskurs auf der Ebene der Gesellschaft (Vgl. Fleischer 2006, S. 298ff.; für eine kurze, referierende Beschreibung vgl. auch Siemes 2021, S. 115ff.).

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Unterschiede und Gemeinsamkeiten vor gesellschaftlichem Hintergrund

Bei einer Betrachtung des hier gewählten Bereichs ist zunächst auf die zum Teil deut­lich unterschiedlichen historischen Hintergründe und auch aktuellen Bedingungen für die Entwicklung und den Stellenwert des Themas ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ bzw. damit verwandter Thematiken in beiden Ländern hinzuweisen. Während diese in Deutschland in Anlehnung an die Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung vergleichs­weise früh ab den 1970er und vor allem in den 1980er Jahren breiteren Eingang in die gesellschaftliche Debatte und medial vermittelte Kommunikationen fanden bzw., meta­phorisch gesprochen, der Boden dafür bereitet wurde, formten zur gleichen Zeit in Po­len völlig andere, existentielle politisch-gesellschaftliche Fragen die Kommunikationswirklichkeit. Umweltschutz wie auch entsprechende gesellschaftliche Formationen und subkulturelle Bewegungen blieben länger ein Nischen-Phänomen (und sind es zum Teil bis heute – abgesehen von zeitlich oder regional begrenzten punktuellen Mobilisierungen und entsprechender medialer Aufmerksamkeit), während in Deutschland eine sich immerhin grün nennende Partei sich Ende 2021 zum wiederholten Mal in Regierungsverantwortung begeben hat. Zugleich sind in beiden Ländern derzeit und in den vergangenen Jahren vielfältige Trends zu beobachten, im Rahmen derer sich eine wach­sende Zahl von Aktivitäten und Konzepten zur sozialökologisch ausgewogenen Gestaltung gesellschaftlichen Lebens entwickelt, die sich aus gesellschafts- und kommunikationsanalytischer Sicht unter dem gemeinsamen Nenner eines breit verstandenen Transformationsdesigns zusammenfassen lassen (Vgl. Welzer 2013, Sommer, Welzer 2017 sowie Siemes 2020a). Diese finden zunehmend Eingang ins Alltagsleben sowie in eine breite(re) gesellschaftliche Debatte, so dass sie inzwischen in beiden Gesellschaften einen weitgehend normalisierten Bereich der Kommunikation bilden, im Hinblick auf den davon auszugehen ist, dass ihm (auch vor dem Hintergrund anderer auf der Ebene der Gesellschaft auftauchender Themen) zumindest kein geringer Stellenwert beigemessen wird. Ob und wie sich dies bis in den Interdiskurs auswirkt und welche Aspekte des Themenbereichs ,Umweltschutz‘ dort vorhanden sind, bleibt jedoch eine offene Frage.

Wenn entsprechende Themen anhand der Ergebnisse von Meinungsumfragen verglei­chend betrachtet werden, werden möglicherweise weiterhin bestehende Unterschiede grundsätzlicher Art in beiden Gesellschaften nicht unbedingt deutlich. Auf einer sol­chen, deklarativen Ebene deuten sich Unterschiede im Hinblick auf Einzel-Themen an, die jedoch nicht eindeutig in eine Richtung weisen oder gegenläufig sind, das heißt für ein jeweils höheres ‚Umweltbewusstsein‘ (im Sinne der Manifestation entsprechender Konstrukte auf der Ebene der Kommunikation, also nicht zwingend als handlungsbestimmende Größe) im Hinblick auf den jeweiligen Aspekt im einen oder auch im ande­ren Land sprechen.

Eine anlässlich des Earth Day 2020 vorgestellte Zusammenfassung von Ergebnissen verschiedener internationaler Ipsos-Studien hinsichtlich umweltbezogener Themen zeigt beispielsweise unter anderem die unterschiedliche Einschätzung von Einzelthemen wie Klimaschutz (in Deutschland von mehr Befragten als in Polen als eines von drei mögli­chen, besonders wichtigen Umweltthemen genannt, denen im jeweiligen Land besonde­re Aufmerksamkeit durch die Politik gewidmet werden sollte: 44 bzw. 30 %) oder Luft­verschmutzung (in Polen von deutlich mehr Befragten als wichtiges Thema angegeben: 46 zu 25 %). Auch das Müll-Problem wird in Polen in der gleichen Studie von mehr Befragten entsprechend hervorgehoben (39 % im Vergleich zu 28 % in Deutschland), obwohl dieses in Deutschland faktisch keine geringere Rolle spielt (dort wird stattdessen das Einzelthema ,Verpackungen von Konsumgütern‘ von mehr Befragten genannt – 35 % in Deutschland zu 14 % in Polen), (Vgl. Ipsos 2020, S. 10ff. Die für die internationale Zusammenfassung in Englisch angegebene, Frage im Rahmen der Ipsos-Studie lautete: „In your view, what are the three most important environmental issues facing [country] today? That is, the top environmental issues you feel should receive the greatest attention from your local leaders?“ Die Basis betrug insgesamt 20.590 Befragte in 29 Ländern, mit rund 1000+ bzw. rund 500+ Befragten im Alter von 16‒74 Jahren in Deutschland bzw. Polen bevölkerungsrepräsentativ. Weitere Details – Ipsos 2020, S. 44f.).

Diese Ergebnisse beziehen sich, wie gesagt, auf die Relevanz der Themenkategorien im jeweiligen Land vor dem Hintergrund von Umweltthemen insgesamt (die in der Frage als Themenbereich gesetzt worden sind), (Siehe vorige Fußnote. Die Form der Antwortmöglichkeiten (ob geschlossen, also mit vorgegebener Themenliste zur Auswahl, oder offen, mit späterer Codierung der Nennungen anhand der dann im Bericht genannten Themenbereiche) wird in der o.g. Quelle nicht spezifiziert; in der Regel werden in größeren, international angelegten Studien dieser Art standardisierte Instrumente eingesetzt und also Kategorien vorgelegt.). Sie seien hier lediglich kurz und beispielhaft erwähnt, um zu illustrieren, wie die allgemeine Thematik Umwelt(schutz) sich im Rah­men von Meinungsumfragen anhand des Blicks auf Einzelthemen darstellt bzw. (unter anderem) darstellen lässt. Danach werden im hier gewählten Fall einige „klassische“ Umwelt-Themen wie Luftverschmutzung, Entwaldung (34 zu 18 %), Müll, von mehr Menschen in Polen als besonders wichtig für das Land erachtet, während in Deutsch­land die komplexer geartete und zugleich abstraktere Problematik des Klimawandels vergleichsweise häufiger als besonders wichtig angesehen wird. Im Hinblick auf weitere Themen sind die Unterschiede weniger deutlich [(Einen anderen Orientierungswert im Bereich quantitativer Studien bildet naturgemäß die Einschätzung der Wichtigkeit von Umweltthemen vor dem Hintergrund anderer gesellschaftlicher Themen. In einer weiteren Studie aus dem hier zitierten Ipsos-Bericht (in der unter weltweit 14 Ländern von den uns hier interessierenden jedoch nur Deutschland berücksichtigt worden ist) wurde dabei der Bezug zur Covid-19-Pandemie als aktueller Bezugspunkt gewählt und schätzten im weltweiten Mittel mehr als zwei Drittel (71 %) der Befragten den Klimawandel als ebenso ernsteKrise ein wie die Pandemie (in Deutschland – 69 %, in China beispielsweise – 87 %) (Ipsos 2020, S. 5 sowie S. 45)].

Es ist zu betonen, dass es sich bei den oben skizzierten Informationen um Ergebnisse handelt, die als Reaktion auf die Setzung entsprechender Themen (und zumeist auch die Vorlage entsprechender, vorformulierter Antwortkategorien bzw. -möglichkeiten) zustande kommen, wie sie in den üblichen, quantitativ angelegten Meinungsumfragen praktiziert wird und (aufgrund der dort in der Regel eingesetzten, umfangreichen Frage­bögen sowie großen Anzahlen von Befragten) – werden muss (Bzw. ratsam und vernünftig erscheint, da andere Methoden die Datenanalyse zumindest äußerst aufwändig werden lassen). Diese geben somit einen Überblick über die Einschätzung vorgegebener, dem jeweiligen Forschungsinteresse ent­sprechender Einzelthemen (je nach konkret gewählter Technik z. B. deren Priorisierung oder Bewertung). Sie sind jedoch weniger aussagekräftig im Hinblick auf die Bedeutung und den Stellenwert der jeweiligen Begriffe in der Kommunikation allgemein (im Inter­diskurs). Zum einen können vorgegebene Kategorien nicht (mehr) vor dem Hintergrund eines durch die Befragten selbst bestimmten Bezugsrahmens betrachtet werden, zum anderen erfahren wir nichts über die Semantik und die (von uns untersuchte) kommunikative Bedeutung der jeweiligen Themen, die sich erst bei Betrachtung breiterer semantischer Felder und deren Verknüpfungen untereinander erschließt. Eben diesen Beitrag können die im Weiteren vorgestellten Ergebnisse leisten. Da im ersten Schritt unserer Studie keine Themen gesetzt werden, lässt sich beobachten, inwieweit die Kategorie ,Umweltschutz‘ überhaupt durch die Befragten selbst aktualisiert wird, sowie, im weiteren, wie sich die Semantik verschiedener Begriffe aus Befragtensicht darstellt.

Im Hinblick auf die vorgelegte Analyse ist anzumerken, dass wir hier die Ebene der Kommunikation betrachten und sich daraus keine Basis/Begründung für eine absolu­te (Be)Wertung der gesellschaftlichen Bedingungen ableiten lässt, die den jeweiligen Hintergrund für einen Vergleich bilden. Es geht also nicht um die Frage, wo/in wel­chem Land das größere Umweltbewusstsein zu verzeichnen ist oder ob Einstellungen im Hinblick auf Umweltthemen hier und dort als positiv oder negativ zu bewerten sind. Stattdessen soll aufgezeigt werden, wie umweltbezogene Themen im kommunikativen Kontext positioniert sind, das heißt ob und wie sie im Geflecht diverser anderer mögli­cher, im Interdiskurs vorkommender Themen und entsprechender Bedeutungszuschrei­bungen eingebunden werden. Dazu werden die im Weiteren vorgestellten Ergebnisse kurz vor dem Hintergrund der übrigen von uns gewonnen Daten eingeordnet sowie ihre Bedeutung(en) betrachtet. Die untersuchten Wörter können auf dieser Grundlage in Bezug auf ihr Funktionieren in der Kommunikation betrachtet und eingeschätzt werden – das heißt: Es wird sichtbar, unter welchen semantischen und axiologischen Vo­raussetzungen sie in Kommunikationen eingesetzt werden (können) und wie somit ihre potentielle Einwirkung auf gesellschaftliche (kommunikative) Wirklichkeit geartet ist, wenn sie z. B. bei der Setzung von Themen, Frames, Narrativen oder der Eingrenzung von Normalbereichen vorkommen.

Die Studie

Die Frage ist nun also, ob und inwieweit derartige spezifische Bedingungen sich in den Daten widerspiegeln, die durch eine vergleichsweise offen gestaltete Befragung von KommunikationsteilnehmerInnen gewonnen werden können, wie wir sie im Rahmen unserer Studie zur Kollektivsymbolik durchgeführt haben. Thema der drei nacheinan­der umgesetzten Untersuchungsschritte waren zunächst für die Menschen im jeweiligen Land als wichtig erachtete Wörter, die mithilfe einer offenen Frage ermittelt wurden. Die Untersuchungsfrage im Rahmen der hier vorgenommenen Analyse lautet: Tauchen Umweltschutz und ähnliche Themen in diesem ersten Schritt überhaupt auf? Auf wel­cher Position befinden sie sich im Häufigkeits-Ranking? Dazu gleich unten mehr.

Weiterhin wurden, im (gebündelt umgesetzten) zweiten und dritten Schritt, die axio­logische Einstufung und Semantik von durch das ForscherInnenteam ausgewählten Wörtern untersucht [(Das Sample für die 2020 erfolgte Untersuchung (zweiter und dritter Schritt) in beiden Ländern umfasste je 1000 Vpn (Stichprobe bevölkerungsrepräsentativ quotiert anhand demografischer Faktoren – Alter, Geschlecht, Bildung, Wohnort). Der erste Untersuchungsschritt (Ermittlung als wichtig erachteter positiver und negativer Wörter) fand Ende 2019 anhand einer jeweils gleich gearteten und gleich großen Stichprobe statt]. Die Liste der auf diese Weise detailliert empirisch beschriebenen 26 bzw. 27 Wörter, (Während in Polen u. a. das Wort ,ojczyzna‘ untersucht wurde, bildeten die Wörter ,Heimat‘ sowie, Vaterland‘ zwei Varianten der deutschen Entsprechung – für eine Betrachtung dieser Begriffe in der hier vorliegenden Handbuch-Reihe, siehe Band 1, Fleischer, Siemes 2021) zu denen auch die Begriffe ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ zählten, wurde jeweils gebildet im Hinblick auf die Nennungshäufigkeiten im ersten Schritt, die Verbindung zu den früheren Kollektivsymbolik-Untersuchungen sowie zu in der Werteforschung betrachteten Begriffen wie auch die Möglichkeit des interkulturel­len Vergleichs. Andere untersuchte Wörter waren z. B. ,Arbeit/praca‘, ,Familie/rodzina‘, ,Frieden/pokój‘, ,Liebe/miłość‘, ,Heimat/Vaterland/ojczyzna‘, ,Krieg/wojna‘. Der Vorteil dieser schrittweisen Vorgehensweise im Vergleich zu anderen für diesen Themenbereich vorgenommenen Studien der Werteforschung ist, neben der detaillierten Analyse der semantischen Ebene aus Sicht von KommunikationsteilnehmerInnen, die durchgehend bestehende Möglichkeit der Thematisierung auch negativer oder auch polarisierender gesellschaftlich-kommunikativer Größen, die sonst oftmals ausgeblendet bleiben (z. B. Arbeitslosigkeit/bezrobocie, Armut/bieda, Hass/nienawiść, Krieg/wojna).

Im Weiteren konzentrieren wir uns auf die Ergebnisse zu den hier interessierenden Wör­tern ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ und ordnen diese zugleich, wo sinnvoll und möglich, vor dem Hintergrund anderer Themen ein (Beide Wörter wurden dabei aufgrund der Gesamtuntersuchung und Datenanalyse nicht als Kollektivsymbole eingestuft, sondern als kollektivsymbolische Katalysatoren – diese sind zwar nicht, wie andere kollektivsymbolisch aufgeladene (im Weiteren noch beispielhaft genannte) Begriffe, vielfach und stabil mit dem Netz der Kollektivsymbole verbunden, stützen es aber dennoch, indem sie z.B. einige wenige schwächer ausgeprägte Anknüpfungen aufweisen oder aber auf der Ebene als wichtig genannter Wörter sowie bei der Bewertung deutlich als relevante, diskurshafte Größen hervortreten, vgl. Fleischer, Siemes, Grech 2021a, S. 30f., 121f., 251f.).

Die Relevanz von Umweltschutz/ochrona środowiska vor dem Hintergrund
anderer als ,wichtig‘ genannter Themen

Im ersten Untersuchungsschritt wurde also um die Angabe von Wörtern und Begriffen gebeten, welche die Versuchspersonen (im Weiteren – Vpn) als für die Menschen im jeweiligen Land wichtig erachten. Dabei wurde zusätzlich bereits die axiologische Di­mension eingeführt, indem sowohl positiv als auch negativ eingeschätzte Wörter oder Ausdrücke angegeben werden sollten (Die den Befragten dazu vorgelegte Bitte lautete: „Schreiben Sie bitte unten positiv und negativ markierte Worte oder Ausdrücke auf, die Ihrer Meinung nach für die Menschen in Deutschland wichtig sind. Geben Sie spontan möglichst viele Wörter oder Ausdrücke an, auch wenn Sie sich nicht ganz sicher sind“, polnische Version: „Proszę napisać poniżej pozytywnie i negatywnie nacechowane słowa istotne Pana/Pani zdaniem dla ludzi w Polsce. Proszę podać spontanicznie możliwie dużo słów lub wyrażeń, nawet jeśli nie ma Pan/Pani zupełnej pewności, czy są one istotne“). Da die auf dieser Basis entstandenen Listen sehr umfassend und die Daten in diesem Untersuchungsschritt noch sehr heterogen sind, werden sie hier nicht komplett präsentiert, sondern konzentrieren wir uns direkt auf die Begriffe ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ und ordnen diese anhand einiger zusätzlicher Informationen vor dem Hintergrund der restlichen im ersten Umfrageschritt ge­wonnenen Daten ein.

Für die hier vorgelegte Sonderanalyse wurden die Antworten ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ mit weiteren, thematisch verwandten Antworten zusammengefasst. So er­gibt sich das folgende Bild:

Tabelle 1: Genannte Wörter mit ‚Umwelt‘ als Bestandteil (bei offener Abfrage (positiver) Wörter, die für die Menschen in Deutschland wichtig sind, 2019/20)

 

Nennung N Nennungen N Vpn* % Vpn*
gesamt 43 41 4,1
Umwelt 18 18 1,8
Umweltschutz 16 17 1,6
andere (Einzel)antworten (≤6): Umweltbewusstsein/
umweltbewusst 6, Umweltverträglichkeit, Umwelthilfe,
umweltfreundlich
9 7 0,7

*Anzahl N/Prozent der Vpn (Basis: N = 1002), die Bezug auf die Kategorie nehmen; abweichende Anzahlen von Nennungen/Vpn aufgrund v. Mehrfachantworten. Summe aller Nennungen im ersten Untersuchungsschritt (positive Wörter): 3996. 

 

Auch wenn dies auf den ersten Blick kaum zu glauben sein mag – mit diesen, in der Tabelle gezeigten Ergebnissen befinden sich in Deutschland bereits alleine die Ant­worten ,Umwelt‘ sowie ,Umweltschutz‘ relativ weit oben auf einer Häufigkeitsliste aller von den Vpn genannten Wörter [Auf den ersten zehn Plätzen der Häufigkeitsliste der für die Menschen in Deutschland als wichtig genannten positiven Wörter: ,Liebe‘ (118 Nennungen), ,Sicherheit‘ (109), ,Gesundheit‘ (107), ,Frieden‘ (106), ,Familie‘ (98), ,Glück‘ (75), ,gut‘ (67), ,Freiheit‘ (63), ,Geld‘ (63), ,Arbeit‘ (60)]. Zusammen genommen stehen sie auf Platz 20 des Häufigkeits-Rankings, in direkter Nachbarschaft zu wiederholt genannten Begriffen wie ,Freude‘ (37 Nennungen) und ,Ehrlichkeit‘ (32 Nennungen), was bei über 1000 unterschiedlichen genannten Wörtern bzw. Lexemen (Types) eine nicht unbedeutende Position darstellt.

Die weitere Analyse zeigt, dass die Kategorie ,Umwelt‘ jedoch vor allen Dingen dann sehr deutlich hervortritt, wenn weitere umwelt- und naturbezogene Antworten mit ein­bezogen werden. Das Bild wandelt sich also, wenn man die Kategorie ,Klima‘ und alle entsprechenden Antworten (die sowohl unter den als positiv wie auch als negativ einge­stuften Nennungen vorkommen), hinzuzählt und auch weitere umweltschutz- sowie auf Umwelt und Natur bezogene Begriffe mit berücksichtigt (siehe Tabelle 2), [Die Einbeziehung der auf Natur bezogenen Nennungen ist dabei ein Grenzfall, da diese nicht eindeutig auf den Themenbereich Umweltschutz verweisen. Insbesondere Antworten wie ,Tiere‘/,Haustiere‘ werden nicht immer explizit mit den uns interessierenden Themen verbunden, sondern erscheinen in den Antworten mancher Vpn nur zusammen mit Begriffen wie z.B. ,Familie‘, ,Glück‘. Da sie jedoch ebenfalls nicht selten zusammen mit dem Wort ,Natur‘ genannt werden und es sich um ein semantisches Feld handelt, werden sie hier mit einbezogen. Eine Ausnahme wird im Hinblick auf die Worte ,Sonne‘ und ,Sonnenschein‘ gemacht, die hier nicht mit einbezogen wurden, da diese überwiegend zusammen mit Nennungen auftreten, die eher einem breit verstandenen hedonistischen bzw. freizeitorientierten Bereich zuzurechnen sind (z.B. ,Urlaub‘, ‚Strand‘, ‚Meer‘) oder aber mit familiären und allgemeineren, den Bereich des emotionalen Wohlbefindens betreffenden Kategorien verknüpft werden (,Kinder‘, ‚Glück‘, ‚Zufriedenheit‘, ‚Liebe‘)].

Tabelle 2: Als wichtig genannte positive Wörter mit Bezug zu Umwelt- sowie Natur- Themen im ersten Umfrageschritt (Deutschland, 2019/20)

 

Nennung N Nennungen N Vpn* % Vpn*
gesamt 159 111 11,1
Umwelt 18, Umweltschutz 16, Umweltbewusstsein/ umweltbewusst 6, Umweltverträglichkeit, Umwelthilfe,
umweltfreundlich
43 41 4,1
Klima 10, Klimawandel (pos.) 6, Klimaschutz 6, Klimawandelnichts, klimaneutral, Klimaabkommen 25 24 2,4
Nachhaltigkeit 12, nachhaltig 5 17 16 1,6
Nennungen mit Bezug zu Natur/Tieren: Natur 21, naturverbunden, keine Naturkatastrophen, Tiere 7, Haustiere 3, Tierliebe 3, Tierwohl 2, tierversuchsfrei, Wald 6, Wälder, Pflanzen 2, (schöne) Landschaft 2, Baumpflanzung, Blumen, gute Luft, Moore, Wasser, Wiesen, Wind, wunderbares Leben auf dem Land 58 39 3,9
weitere Nennungen mit Bezug zu Umwelt(schutz) (≤6): Ökologie 2, ökologisch, biologisch, bio, CO2-Ausstoß, Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien, Neue Energie, Greta, Fridays for Future, FFF, Mülltrennung, plastikfrei, Thunberg, Zero Waste  16 10 1,0

 *Anzahl N/Prozent der Vpn (Basis: N = 1002), die Bezug auf die Kategorie nehmen (abweichende Anzahlen von Nennungen/Vpn aufgrund v. Mehrfachantworten). Summe aller Nennungen im ersten Untersuchungsschritt (positive Wörter): 3996.

Betrachtet man für die Analyse noch gleich geartete Nennungen unter den als negativ angegebenen Wörtern, so sticht vor allen Dingen die Kategorie ,Klima‘ deutlich hervor. Diese befindet sich auf der Häufigkeitsliste aller Nennungen zu negativen Wörtern un­ter den ersten zehn vielfach wiederholten Antworten, platziert auf Platz neun zwischen Krankheit (46 Nennungen) und Terror (42 Nennungen), [Auf den ersten zehn Plätzen der Häufigkeitsliste (wörtlich wiederholter) Antworten im Hinblick auf wichtige negative Wörter stehen in Deutschland: ,Hass‘ (79 Nennungen), ,Armut‘ (77), ,Krieg‘ (73), ,Flüchtlinge‘ (55), ,schlecht‘ (46), ,Krankheit‘ (46), ,Klimawandel‘ (45), ,Terror‘ (42), ,AfD‘ (41), ,Ausländer‘ (40)]. Insgesamt ensteht im Hin­blick auf die Themen ,Umwelt‘ und ,Klima‘ (im Bereich der als negativ angegebenen Wörter) das in Tabelle 3 präsentierte Bild.

Tabelle 3: Als wichtig genannte negative Wörter mit Bezug zu Umwelt- sowie Natur-Themen im ersten Umfrageschritt (Deutschland, 2019/20)

 

Nennung N Nennungen N Vpn* % Vpn*
gesamt 177 122 12,2
Klimawandel 45, Klima 13, Klimakatastrophe 5, Klimaschutz 3, Klimakrise 2, Erderwärmung, natürlicher Klimawandel, Klimaaktivist, Klimademo, wie Lämmer (Klimahysterie), Klimakabinett, Klimalüge, Klimapaket, Klimaproblematik, Klimaschädlichkeit, Klimaschutz wird nicht beachtet, Klimasteuer, Klima-Theater 81 77 2,0
Diesel 6, Dieselskandal 3, Dieselkrise, Dieselfahrverbot, Abgasskandal, Abgase, Elektroauto(s) 2, E-Auto, Elektroautos die gefördert werden obwohl sie Unsinn sind, Elektromobilität, E-Scooter, Flie­gen, Geländewagen, keine Förderung von Wasserstoffautos, Verkehrswende 23 20 2.0
Umweltverschmutzung 8, Umwelt 7, Umweltschutz 2, Umweltgifte, Umweltsünder, Umweltzerstörung 20 19 1,9
CO2-Steuer 4, CO2-Ausstoß 3, CO2 2, CO2-Bilanz 10 10 1,0
Tierquälerei 3, Tierversuche 2, Massentierhaltung, Mastbetriebe, schlechte Tierhaltung, Tierelend, Tierquäler 10 9 0,9
weitere Nennungen mit Bezug zu Umwelt(schutz) (≤6): Greta 6, Greta T, Fridays for Future, Atomkraft, Energiewende, Kohle, Kohleausstieg, Wind­kraft, Grüne, linke und grüne Politik, linksgrün versiffte Gutmenschen, rotgrünversifft, Plastikmüll 3, Plastik, Gentechnik 2, Nachhaltigkeit, nachhaltig, Überschwemmungen, Überflutung, Veganer, vegan, Bayer, Bienensterben, Bio-Eier, Einweg, Luftverschmutzung, Monsanto, Palmöl, Regenwald, Trinkwassermangel 38 25 2,5

*Anzahl/Prozent der Vpn (Basis: N = 1002), die Bezug auf die Kategorie nehmen (abweichende Anzahlen von Nennungen/Vpn aufgrund v. Mehrfachantworten). Summe aller Nennungen im ersten Schritt (negative Wörter): 3318.

Hier zeigt sich in einigen, vorwiegend einzelnen Antworten auch eine explizite Ableh­nung der entsprechenden Themen bzw. Negierung der diesen zugrundeliegenden Prob­lemen (Klimalüge, -hysterie, -Theater u.ä.). So werden einerseits bei den als negativ ge­prägt angegebenen Wörtern Probleme im Bereich Umwelt(schutz) benannt, andererseits weisen einige Antworten auf Konfliktlinien in der gesellschaftlichen Debatte hin, z. B. wenn ,Bio-Eier‘ oder ,Veganer‘ als negative Begriffe angegeben werden. Das Gesamtbild zeigt somit vor allem den – im Vergleich zu den sonstigen Antworten häufigen – Verweis auf die Kategorien ,Klima‘ sowie, in geringerem Maße, ,Umwelt‘, als Bereiche, in denen negativ eingestufte Zustände zu verzeichnen sind. Darüber hinaus kommen bei den als negativ angegebenen Wörtern zahlreiche seltener (aber in breiter Ausprägung) auftre­tende (Einzel-)Antworten vor, die darauf schließen lassen, dass Umweltthemen nicht nur insgesamt eine deutliche Relevanz bei den als wichtig für die Menschen in Deutsch­land eingestuften Wörtern zukommt, sondern dass einige diesen Bereich betreffende Fragen eine polarisierende Rolle in der Kommunikation spielen. Dagegen herrscht unter den als positiv genannten Wörtern im Themenbereich Umwelt etwas größere Kohärenz, aber auch ein höherer Grad an Allgemeinheit.

Wie stellt sich das Bild nun im Vergleich in Polen dar? Da hier sowohl die Anzahl als auch die Bandbreite der Nennungen zu Umweltthemen im ersten Umfrageschritt, also bei offener Fragestellung, deutlich geringer ausfällt, werden in Tabelle 4 sowohl als po­sitiv als auch als negativ genannte Antworten zusammengefasst.

Tabelle 4: Als wichtig genannte positive und negative Wörter mit Bezug zu Umwelt- sowie Natur-Themen im ersten Umfrageschritt (Polen, 2019/20)

 

  Nennung N Nennungen N Vpn* % Vpn*
  gesamt 62 19 1,9
positiv ekologia/Ökologie 3, przyroda/Natur 3, łono przyrody/Schoß d. Natur, natura/ Natur 2, naturalne/natürlich, środowisko/ Umwelt, dbający o środowisko/sich um d. Umwelt kümmernd, recykling, solary sło­neczne [sic]/~Solarpanels, sortujący śmieci/ Müll sortierend, wegetarianizm/Vegetarier­tum, zaangażowany w ochronę klimatu/ engagiert f. Klimaschutzkwiaty/Blumen 5, kwiatek/kwiat/Blume 3, las/Wald 3, zwierzęta/Tiere 3, zieleń/Grün 2, soczysta zieleń/saftiges Grün, zielony/ grün, drzewa/Bäume, krajobraz/Land­schaft, rośliny/Pflanzen, świeże powietrze/ frische Luft 1722 1112 1,11,2
negativ powódź/Flut 3, huragan/Hurrikan 3, kataklizm/Katastrophe 2, atom, dręczenie zwierząt/Tierquälerei, zwierzak/Viech, zwierzęta bardziej kochają niż ludzi/lieben Tiere mehr als Menschen, ekologia/Öko­logie, gmo/(Abk.) genetisch modifizierte Organismen, mięso/Fleisch, orkan, pusty­nia/Wüste, smog, śmieci niesortowane/ unsortierter Müll, tajfun, węgiel/Kohle, wichura/Sturm, zmiany klimatyczne/ Klimaveränderungen 23 11 1,1

*Anzahl/Prozent der Vpn (Basis: N = 1000), die Bezug auf die Kategorie nehmen (abweichende Anzahlen von Nennungen/Vpn aufgrund v. Mehrfachantworten). Summe aller Nennungen im ersten Schritt – positive Wörter: 5517, negative Wörter: 4593.

Wie in der obigen Tabelle zu sehen, dreht es sich bei spontan angegebenen wichtigen Wörtern mit Umwelt- oder Naturbezug vorrangig um vereinzelt auftauchende Antwor­ten. Hinzu kommt, dass diese von vergleichsweise wenigen Vpn angegeben werden – die Nennungen tauchen also nicht selten als Teil einer längeren Aufzählung auf (siehe die unterschiedliche Summe von Nennungen und die (deutlich geringere) Zahl von Vpn, die entsprechende Angaben machen). Auch wird der Umweltbezug (im Sinne von Um­welt als schützenswertem/gesellschaftlich wichtigem Bereich) im Hinblick auf manche Antwortsorten oftmals nicht eindeutig sichtbar. So werden Nennungen mit allgemei­nem Naturbezug, ähnlich wie in Deutschland, auch an Kategorien angeschlossen, die den privaten Bereich (individuelles Wohlbefinden, das Familiäre) betreffen; und insbe­sondere bei der Aufzählung von als negativ erachteten Wetterphänomenen (die auch durch den Klimawandel verstärkt oder gehäuft auftreten können und daher hier mit berücksichtigt wurden) wird diese Verbindung eher nicht explizit genannt (Zur Illustration hier einige allgemeine Antworten, die zusammen mit naturbezogenen Wörtern wie ,kwiaty/Blumen‘ oder ,rośliny/Pflanzen‘ auftreten: ,radość/Freude‘, ,rodzina/Familie‘, ,dzieci/ Kinder‘, ,ciepło/Wärme‘, ,uprzejmość/Höflichkeit‘, ,uśmiech/Lächeln‘, ,miłość/Liebe‘). Die An­bindung an umweltschutzbezogene Themenbereiche bleibt somit in einem Teil der (oh­nehin seltenen) Fälle des Auftretens entsprechender Antworten eine eher theoretische Möglichkeit und tritt nur bei sehr wenigen Vpn explizit zutage.

Umweltthemen sind somit in Polen sowohl in direkter wörtlicher Ausprägung als auch in Form konkreter Einzelthemen kaum präsent, wenn es darum geht, positive bzw. negative Wörter und Ausdrücke anzugeben, die für die Menschen im Land wichtig sind, und keinerlei Vorgaben zu Themenbereichen oder Antwortmöglichkeiten gemacht wer­den. Über 300 Nennungen von je über 10 Prozent der Befragten (positiv/negativ) in Deutschland stehen 62 Nennungen von knapp zwei Prozent der Vpn in Polen gegen­über; auf beiden Ebenen (der Nennungen sowie der Vpn) wird also in Deutschland rund fünfmal häufiger Bezug auf die entsprechenden Themen genommen, wenn in einer offenen Frage um die Angabe wichtiger Wörter gebeten wird. Dieses Bild wandelt sich grundlegend, wenn Befragte Begriffe zur Bewertung vorgelegt bekommen, wie im Fol­genden noch gezeigt werden wird [Analog dazu verhalten sich auch die Ergebnisse von Meinungsumfragen mit geschlossenen Fragen – so beispielsweise einer bevölkerungsrepräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts CBOS in Polen, u. a. zur Frage des Klimawandels, aus dem Jahr 2018: Bei Vorlage verschiedener vorformulierter Antwortmöglichkeiten im Hinblick auf problematische Begleiterscheinungen zivilisatorischer Entwicklung wählt eine deutliche Mehrheit der Befragten (75 %) ,zanieczyszczenie środowiska/Umweltverschmutzung‘ als stärkste Bedrohung aus; ,zmiany klimatu/Klimawandel‘ (gewählt von 37 %) liegt mit Platz vier immerhin im Mittelfeld der Liste sieben möglicher Antworten, von denen bis zu drei ausgewählt werden konnten. Insgesamt nennen über vier Fünftel der Befragten (84 %) mindestens eines der beiden vorgelegten Themen als Bedrohung, 28 % wählen beide Antwortmöglichkeiten (vgl. CBOS 2018, S. 2)]. Die hier zunächst beobachtbare (fehlende) Reaktion im Rahmen einer offenen Frage ohne Antwortvorgaben verhält sich analog zur geringen Präsenz und (bis auf wenige Ausnahmen), (Wie z.B. im Hinblick auf Klimagipfel, vgl. hierzu Siemes 2019 sowie 2020b.) untergeordneten Rolle entsprechender The­men im öffentlichen Raum, das heißt beispielsweise einer kaum bis gar nicht vorhan­denen medialen oder politischen Debatte über umweltbezogene Fragestellungen bzw. deren Anbindung an konkrete Ereignisse oder Themenbereiche.

Die Bewertung der Begriffe ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ und ,Klimawandel‘

Das Ergebnis der axiologischen Einstufung [Die Frage im zweiten Untersuchungsschritt: „Bewerten Sie die nachfolgenden Wörter auf einer Skala von +100 (sehr positives Wort) bis -100 (sehr negatives Wort). Bewerten Sie bitte spontan, auch wenn Sie sich nicht ganz sicher sind“ ,polnische Version: „Proszę ocenić podane niżej słowa i wyrażenia na skali od +100 (bardzo pozytywne słowo) do -100 (bardzo negatywne słowo). Proszę oceniać spontanicznie, nawet jeśli nie ma Pan/Pani co do oceny zupełnej pewności“] der Wörter ,Umweltschutz/ochrona śro­dowiska‘ steht im Gegensatz zu den bis hier deutlich sichtbaren Unterschieden; die mittlere Bewertung beider Begriffe ist in beiden Ländern beinahe identisch. Sowohl in Deutschland als auch in Polen liegt sie deutlich im oberen Bereich einer Skala von +100 (sehr positives Wort) bis -100 (sehr negatives Wort), auf deren Grundlage aus­gewählte Begriffe in einer weiteren, zweiten Etappe unserer Untersuchung den Vpn zu Einstufung vorgelegt wurden [Die je 26 (Polen) bzw. 27 (Deutschland) vorgelegten Wörter wurden auf Grundlage der oben auszugsweise gezeigten ersten Etappe unserer Befragung sowie im Hinblick auf frühere Studien und Vergleichsmöglichkeiten gewählt (zu berücksichtigen war darüber hinaus, dass den Vpn nicht beliebig viele Wörter vorgelegt werden konnten, zumal sie im Weiteren mittels einer offenen Frage gebeten wurden, diese im Hinblick auf ihre Bedeutung zu beschreiben). Die Bewertungsskala wurde gezielt breit angelegt, um bei Bedarf Differenzierungen zwischen den verschiedenen Wörtern, die an sich nichts miteinander gemein haben, zu ermöglichen]. Der Mittelwert der vorgenommenen Bewertungen ist mit +67 in Deutschland und +66 in Polen nahezu gleich, wie die untenstehende Tabelle (5) zeigt.

Tabelle 5. Bewertung vorgelegter Wörter auf einer Skala von +100 (sehr positives Wort) bis -100 (sehr negatives Wort) im Jahr 2020 (arithmetisches Mittel, Basis: je N = 1000 Befragte, ges. = gesamt, F = Frauen, M = Männer)

 

    Deutschland     Polen  
Wort ges. F M ges. F M
Umweltschutz / ochrona środowiska 67 68 66 66 73 58
Klimawandel -31 -35 -26 - - -

Wie zu sehen, zeigt sich in Polen eine Tendenz, nach der Frauen das Wort positiver einstufen als Männer – mit 15 Punkten verzeichnet ,ochrona środowiska‘ gar den deut­lichsten Bewertungsunterschied zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf die in der polnischen Umfrage vorgelegten Wörter.

Eine ähnliche, jedoch im Vergleich etwas weniger deutliche Tendenz ist in Deutsch­land bei der Bewertung des (aufgrund der häufigen Nennung im ersten Umfrageschritt nur dort untersuchten) Wortes ,Klimawandel‘ zu beobachten, das im Durchschnitt mit -31 als negativ eingestuft wird, von Frauen jedoch durchschnittlich mit -35 deutlicher negativ bewertet wird als von Männern (-26). ,Klimawandel‘ ist darüber hinaus unter allen in Deutschland untersuchten Wörtern auch das Wort, im Hinblick auf welches die einzelnen Bewertungen insgesamt am breitesten gestreut sind, sowie einige im Vergleich zum Mittel extreme Bewertungen vorgenommen werden [Dabei liegt der überwiegende Teil der Wertungen deutlicher im negativen Bereich, als das arithmetische Mittel es vermuten lässt (das heißt: einige wenige, im Vergleich extrem positive Wertungen verschieben den Durchschnittswert in den positiven Bereich). So liegt der Median bei -48 und somit die Hälfte der Bewertungen unterhalb dieser Marke].

Eine weitere Ähnlichkeit in beiden Ländern: Sowohl in Polen als auch in Deutschland wird ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ von älteren Vpn tendenziell noch etwas höher positiv eingestuft als in den jüngeren Altersgruppen – dieses Ergebnis mag zunächst erstaunlich erscheinen angesichts der in der jüngsten Vergangenheit stattfindenden Fri­days for Future-Proteste, welche vornehmlich von SchülerInnen organisiert wurden. Es untermauert jedoch die auch in der jüngeren Generation durchaus bestehenden Unter­schiede bezüglich des Gewichts bzw. der Priorität, welche Umweltthemen beigemessen/ zugeschrieben werden [Diese schlugen sich auch in den Ergebnissen der Bundestagswahl im Jahr 2021 nieder. Dort erhielt zwar einerseits die Partei Die Grünen deutliche Unterstützung aus jüngeren Altersgruppen, zugleich kamen aber auch Stimmen für andere, nicht vorrangig umweltpolitisch orientierte Parteien wie beispielsweise die FDP überproportional aus jüngeren WählerInnenschichten (18‒24 Jahre), insbesondere von Erstwählenden. Vgl. Bundestagswahl 2021 (tagesschau.de), 10.03.2022 sowie Bundestagswahl 2021 (tagesschau.de), 10.03.2022].

So stufen gerade die über 60-Jährigen Vpn ,Umweltschutz‘ im Mittel mit +74 als positives Wort ein, unter den 18 bis 29-Jährigen liegt der Mittelwert bei +63. Im Hinblick auf das Wort ,Klimawandel‘ hingegen, für das sich vermuten ließe, dass es für jüngere Generationen aufgrund seiner deutlicheren Aktualität im In­terdiskurs größere Relevanz haben könnte, sind keine weitgehenden Unterschiede zwi­schen den Altersgruppen festzustellen (-32 bei den 18‒29-Jährigen, -29 unter den über 60-Jährigen).

Auch wenn uns hier vorrangig die ausgewählten Wörter mit Umweltbezug interessieren, die im zweiten und dritten Umfrageschritt den Vpn vorgelegt wurden, sei hier zunächst für eine weitere Einordung der besprochenen Ergebnisse angegeben, welche Wörter im Rahmen unserer Studie in beiden Ländern jeweils am positivsten sowie am negativsten bewertet wurden:

Tabelle 6. Die je fünf am positivsten/negativsten bewerteten Wörter im zweiten Schritt der Umfrage in Deutschland und Polen im Jahr 2020 (Rangliste anhand des arithmetischen Mittels der Bewertungen durch je N = 1000 Befragte auf einer Skala von +100 bis -100).

 

Deutschland   Polen  
Wort  arithm. Mittel Wort arithm. Mittel
Gesundheit 91 zdrowie / Gesundheit 90
Frieden 90 miłość / Liebe 88
Freiheit 88 rodzina / Familie 88
Liebe 88 wolność / Freiheit 86
Ehrlichkeit 85 dom / Haus 85
... ... ... ...
... ... ... ...
Arbeitslosigkeit -69 głupota / Dummheit -55
Armut -73 bieda / Armut -58
Hass -76 chamstwo / Rüpelhaftigkeit -65
Terror -86 nienawiść / Hass -68
Krieg -87 wojna / Krieg -75

 

Für einen besseren Überblick über das Ranking ausgewählter positiver und negativer Wörter werden die Ergebnisse aus beiden Ländern hier in getrennten Spalten präsen­tiert. Wie zu sehen, gibt es insgesamt mehr Überschneidungen als Unterschiede, selbst wenn man, wie hier, den Blick nur auf die ersten bzw. letzten fünf Plätze in der Hierar­chie richtet. Sowohl in Deutschland als auch in Polen sind unter den durchschnittlich am positivsten eingestuften Wörtern: ,Gesundheit/zdrowie‘, ,Freiheit/wolność‘ sowie ,Liebe/miłość‘; unter den klar am negativsten eingeschätzten: ,Armut/bieda‘, ,Hass/ nienawiść‘, ,Krieg/wojna‘. Aus Platzgründen wird hier auf sonstige Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede der Bewertungen nicht weiter eingegangen; es sei lediglich ange­merkt, dass einige der hier nicht auf beiden Seiten vorkommenden Wörter (z. B. ,Fami­lie‘ in Deutschland oder ,Ehrlichkeit/szczerość‘ in Polen) durchaus ebenfalls hoch ein­gestuft werden und hier lediglich aufgrund der gekürzten Auswahl von je fünf Begriffen nicht sichtbar werden. Eine detaillierte Besprechung aller Ergebnisse findet sich in der oben genannten Publikation (Fleischer, Siemes, Grech 2021a, S. 182ff. sowie S. 71ff.).

Die Semantik der Wörter ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘

Die Ergebnisse zur Bedeutung werden hier aus mehreren Perspektiven betrachtet, da­mit unterschiedliche Aspekte sichtbar werden – gezeigt sowie kurz erläutert werden (1) die häufigsten, wörtlich wiederholten Einzelantworten im Hinblick auf das jeweilige Wort [Die den Vpn dazu gestellte Frage lautete: „Was bedeuten Ihrer Meinung nach die folgenden Wörter für die Menschen in Deutschland? Nennen Sie bitte 5 Wörter oder Begriffe, die die Bedeutung der angegebenen Wörter charakterisieren. Urteilen Sie bitte spontan, auch wenn Sie sich nicht ganz sicher sind“ (polnische Version: „Co znaczą Pana/Pani zdaniem następujące słowa dla ludzi w Polsce? Proszę podać 5 słów lub wyrażeń charakteryzujących znaczenie podanych słów. Proszę pisać spontanicznie, nawet jeśli nie ma Pan/Pani zupełnej pewności“)],(2) das semantische Profil des Wortes, welches durch die Bildung von Antwort­gruppen den Überblick über die in den Antworten vorherrschenden Bedeutungskom­ponenten sowie deren Verhältnis untereinander ermöglicht, (3) ein kurzer Vergleich mit dem Bedeutungsprofil aus der (identisch konstruierten) Untersuchung aus dem Jahr 1994 bzw. 1993, (4) Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Länder [Die Untersuchungen im Jahr 1994 bzw. 1993 fanden anhand des gleichen Untersuchungsdesigns statt (vgl. im Einzelnen Fleischer 1995, 1996), konnten jedoch nur in kleineren und demografisch nicht repräsentativen Gruppen durchgeführt werden, die (in beiden Ländern) tendenziell vorrangig BewohnerInnen größerer Städte mit höherem Bildungsstand (verschiedenen Alters und Geschlechts) abbildeten (N Vpn im zweiten und dritten Erhebungsschritt: Deutschland (1994) 104, 100; Polen (1993) 348, 208). Für eine Diskussion und Abwägung der daraus entstehenden Einschränkungen beim Vergleich der Daten siehe Fleischer, Siemes, Grech 2021a, S. 38f.].

Blicken wir also auf die Wörter ‚Umweltschutz‘ sowie ,ochrona środowiska‘ im Einzel­nen sowie im Vergleich; im Anhang werden zusätzlich die Ergebnisse im Hinblick auf das Wort ,Klimawandel‘ präsentiert, welches im Jahr 2020 in Deutschland ebenfalls un­tersucht wurde (aufgrund der Häufigkeit der Nennungen im ersten Schritt – nur dort).

Tabelle 7. Die häufigsten (wörtlich wiederholten) Antworten im Hinblick auf die Bedeutung des Wortes ,Umweltschutz‘ (Anzahl (N) der Nennungen durch 1000 Befragte im Jahr 2020, mind. N=50).

 

Umweltschutz (N, 2020)  
wichtig 272 Greta/Thunberg 70
Natur 224 Zukunft 63
Klima 81 notwendig 57
Tiere 77 Mülltrennung 53
Klimawandel 77    

Die häufigsten (durch mindestens 50 Vpn) wörtlich wiederholten Antworten ergeben alleine noch kein allzu prägnantes Bild. Relative Einigkeit herrscht abgesehen von dem kommunikativen Joker ,wichtig‘ [Dieser kommt auch bei anderen untersuchten Wörtern vor, wenn im Hinblick auf die (Haupt-) Bedeutung(en) des jeweils zu beschreibenden Begriffs keine deutliche Einigkeit herrscht, die über dessen Markierung als ‚bedeutend‘ hinausginge]  nur bezüglich der Stichworte ,Natur‘ sowie ,Klima‘ und ,Klimawandel‘. Die weiteren etwas häufiger auftretenden wörtlich wiederholten Antworten betreffen unterschiedlich geartete Bereiche – von der ebenfalls naturbezoge­nen Kategorie ,Tiere‘ über aktuelle Erscheinungen und damit verbundene Einzelperso­nen (Greta Thunberg) bis hin zur abstrakten Bezugsgröße ,Zukunft‘ oder aber „klassi­schen“ Versuchen der Problemlösung (Mülltrennung). Der breitere Überblick anhand der für das semantische Profil zusammengefassten Antwortdimensionen ermöglicht eine differenziertere Betrachtung (Tabelle 16) [In den Tabellen zu den semantischen Profilen wird der prozentuale Anteil der jeweiligen Antwortdimension an allen Antworten, welche in Bezug auf den jeweiligen Begriff (hier – Umweltschutz) genannt wurden, zugrunde gelegt. Dieser Wert (% der Nennungen) ist in der gewählten Perspektive maßgeblich, da er die Relevanz einer gegebenen Antwortdimension vor dem Hintergrund der anderen/der Gesamtheit aller Bedeutungskomponenten des jeweils untersuchten Wortes aufzeigt].

Tabelle 8. Das semantische Profil des Wortes ,Umweltschutz‘ (in Dimensionen gruppierte Antworten mit mind. 1 % Anteil an der Anzahl (N) aller Nennungen) in den Jahren 2020 sowie 1994.

 

Umweltschutz*   
2020 (N 4199) H +67 % d.
Nennungen
1994 (N 289) H +75 % d.
Nennungen
wichtig 7,4 Grüne, Bündnis90/Grüne 7,6
Klima, Klimawandel, Klimaschutz 4,2 Natur, Naturschutz 4,5
Natur, Naturschutz 3,5 Ozonloch, Ozon 4,2
Tiere, Tierschutz, Artenschutz 3,4 Müll, Abfall, Mülltrennung 3,8
Mülltrennung, Müll, Abfall 3,0 Greenpeace, Rainbow Warrior 3,5
Plastik, Plastikvermeidung, Recycling 2,7 Grüner Punkt, Recycling 3,5
Wald, Bäume, Regenwald, Pflanzen 2,5 Ökologie, Ökos 3,1
notwendig, nötig 2,5 Sauberkeit 2,8
Greta, Greta Thunberg, Fridays for Future, Demonstration  2,2 Waldsterben, Wald 2,8
Luft, Luftverschmutzung, CO2, Windenergie 1,9 Gelber Sack 2,1
Autos, Diesel, Elektroauto 1,7 wichtig 2,1
Leben 1,7 Autos Auto 1,7
Meere, Ozean, Wasser 1,6 Gesundheit 1,7
Zukunft 1,6 Katalysator 1,7
Organisationen: Greenpeace, Die Grünen, WWF, Grüner Punkt 1,6 - -
Nachhaltigkeit 1,2 - -
Sauberkeit 1,2 - -
Jeder, jeder einzelne dazu beitragen 1,1    

* Basis der Prozentwerte im semantischen Profil ist die Anzahl (N) aller Antworten bezüglich des jeweiligen Wortes; H: Position in der Hierarchie – Durchschnitt der Bewertungen auf einer Skala von +100 bis -100.

Wie in der obigen Tabelle zu sehen, wird das Bild klarer und zugleich differenzier­ter, wenn die Antworten in semantischen Dimensionen zusammengefasst werden. Die Kategorie ,Klima‘ steht unter den bedeutungstragenden Komponenten dabei weiterhin vorne; an erster Stelle bleibt jedoch die allgemeine Markierung des Wortes als ,wichtig‘ erhalten. Aspekte, die den Bereich ,Natur/Tiere‘ und ,Ökosysteme‘ betreffen, treten nun differenzierter in diversen Einzelkategorien hervor (Natur, Tiere, Wald etc., Leben, Mee­re etc.). Weiter ausgebaut erscheinen jedoch in der Tabelle vor allem Bedeutungskom­ponenten im Bereich der verschiedenen konkreten Einzelprobleme beim Umweltschutz, insbesondere zu den Themen ,Müll‘ und ,Plastik‘ sowie ,Autos‘ [Über das Wort ,Auto‘ weist das semantische Profil für ,Umweltschutz‘ somit auch eine (wenn auch nicht besonders deutlich ausgeprägte) kollektivsymbolische Bedeutungskomponente auf]. Auch vergleichsweise abstraktere bzw. komplexe Begriffe wie ,Zukunft‘ und ,Nachhaltigkeit‘ werden nun als Bedeutungskomponenten sichtbar. Das Profil erscheint somit etwas breiter als im Jahr 1994, es enthält also etwas mehr sowie teils anders geartete Bedeutungskomponenten. Während 1994 noch zahlreichere Bezüge solche Dimensionen betrafen, die aktuelle Themen und sozusagen Einzelphänomene im Bereich Umweltschutz bezeichneten (ne­ben der damals noch vergleichsweise neuen Partei Die Grünen z. B. – Ozonloch, Wald­sterben, Gelber Sack, Katalysator), werden im Jahr 2020 auch komplexere Themenbereiche, insbesondere ,Klimaschutz‘, häufiger angesprochen, die inzwischen Eingang in eine breite gesellschaftliche und medial geführte Debatte gefunden haben und also auf der Ebene des Interdiskurses angekommen sind. Klimathemen scheinen somit zu­nehmend in den Normalitätsbereich ein- bzw. an diesen angeschlossen worden zu sein. Hierfür spricht eine weitere Verschiebung, die sich in den Daten aus beiden Jahren beobachten lässt – und zwar die, dass Organisationen, die für das Thema Umweltschutz stehen, inzwischen vor dem Hintergrund der zahlreichen weiteren Antworten nur mehr eine kleinere, zusammengefasste Dimension bilden, während sie im Jahr 1994 noch als Einzelkategorien weiter oben auf der Liste der häufiger genannten Bedeutungsaspekte vorkamen. Während also (so lässt es sich zumindest vor dem Hintergrund der weiteren Ergebnisse vermuten) im Jahr 1994 noch der Eindruck vorherrschte, ,Umweltschutz‘ sei etwas, womit sich nur eine bestimmte Subkultur beschäftigt, scheint der Blick nun geweitet.

Zwar ist zugleich die Einstufung des Wortes in der Bewertungshierarchie mit durch­schnittlich +67 Punkten geringfügig weniger positiv als im Jahr 1994 (+75). Auch dies ist jedoch möglicherweise mit dem Übergehen des Themas in den Interdiskurs zu erklä­ren. Ein Thema, welches, aus einer Nische kommend, zunehmend vor dem allgemeinge­sellschaftlichen Hintergrund auftaucht, wird zugleich in Bezug zu einer größeren Zahl anderer, ebenfalls als relevant angesehener Themen gesetzt, mit denen es nicht nur um Aufmerksamkeit, sondern eben auch im Hinblick auf Prioritätssetzungen konkurriert und unter denen es neu eingereiht wird. So ist nicht auszuschließen, dass die heutige Bewertung eben vor diesem neuen, breiteren Hintergrund etwas niedriger ausfällt.

Tabelle 9. Die häufigsten (wörtlich wiederholten) Antworten im Hinblick auf die Bedeu­tung des Wortes ,ochrona środowiska‘ (Anzahl (N) der Nennungen durch 1000 Befragte im Jahr 2020, mind. N=50).

 

ochrona środowiska / Umweltschutz (N, 2020)   
ekologia / Ökologie 241 recykling / Recycling 71
segregacja śmieci / Mülltrennung 131 natura / Natur 67
zwierzęta / Tiere 106 powietrze / Luft 60
czystość / Sauberkeit 99 dobro / d. Gute 53
przyroda / Natur 97 las / Wald 47
segregacja / Trennung 94 - -

Die Liste der am häufigsten (mindestens 50-fach) wörtlich wiederholten Antworten im Hinblick auf ,ochrona środowiska‘ weist zwei klare Bezugsfelder auf – ,Tiere/Natur‘ und Elemente von Ökosystemen (Luft, Wald) sowie ,Mülltrennung‘ und ,Recycling‘. Auch hier taucht eine Art kommunikativer Joker auf, indem vor allem das (die Rolle eines Synonyms übernehmende) Wort ,ekologia‘ an erster Stelle der Tabelle steht. Die Unterstreichung der allgemeinen Wichtigkeit des Themas kommt hingegen in Polen nicht vor. Starke Ant­wortgruppen bilden die Nennungen zu ,Mülltrennung‘ (segregacja śmieci, segregacja) aber auch die synonymen Wörter ,przyroda/Natur‘ und ,natura‘, die zusammengefasst jeweils auf dem zweiten bzw. dritten Platz der Häufigkeitsliste stehen würden. Insgesamt fällt das Bild hier, was die Häufigkeit der Nennungen zu bestimmten Themen betrifft, auf beiden Ebenen tendenziell etwas stabiler aus und ist in etwas mehr Einzelkategorien ausdiffe­renziert als in Deutschland – sowohl auf der oben gezeigten Häufigkeitsliste als auch im Rahmen der untenstehenden zusammengefassten Bedeutungsdimensionen ist also eine etwas größere Zahl teils leicht stärkerer Kategorien zu verzeichnen.

Tabelle 10. Das semantische Profil des Wortes ,ochrona środowiska‘ (in Dimensionen gruppierte Antworten mit mind. 1 % Anteil an der Anzahl (N) aller Nennungen) in den Jahren 2020 sowie 1993.

 

ochrona środowiska / Umweltschutz*   
2020 (N 4340) H +66 % d.
Nennungen
1993 (N 772) H +78 % d.
Nennungen
segregacja śmieci, sortowanie śmieci, odpady / Mülltrennung 7,3 ekologia 9,3
ekologia, eko, bio / Ökologie 6,9 czystość 6,9

dbałość, dbanie o x (środowisko, przyrodę, zwierzęta, naturę) / Sorge, sorgen für/sich kümmern um

6,3 przyroda, natura 4,3
przyroda, rośliny, natura / Natur 4,9 zdrowie 4,1
drzewa, las / Bäume, Wald 3,4 konieczność / Notwendigkeit 3,1
powietrze, smog, tlen, spaliny, CO2 /
Luft
3,1 zieleń 2,8
zwierzęta, ptaki / Tiere 2,6 dbałość 2,7
czystość / Sauberkeit 2,4 powietrze 2,2
ochrona, ochrona przyrody / Schutz 2,4 potrzeba / Bedarf 2,1
ziemia, świat, planeta / Erde 1,7 woda 1,9
recykling / Recycling 1,7 życie / Leben 1,7
dobro, dobroć / d. Gute 1,6 lasy 1,6
czyste: powietrze, woda, energia / sauber(e): Luft, Wasser 1,6 oczyszczalnie / Klärwerke 1,6
oszczędność, oszczędzanie wody / Ersparnis, Wasser sparen 1,5 walka / Kampf 1,6
woda, morze, oceany, rzeki / Wasser, Meer 1,4 - -
odpowiedzialność / Verantwortung/ -lichkeit 1,2 - -
zieleń / Grün 1,2 - -
zdrowie / Gesundheit 1,2 - -
klimat, ocieplenie klimatu, (globalne) ocieplenie / Klima 1,0 - -
plastik, zero waste / Plastik 0,9 - -
przyszłość / Zukunft 0,9 - -
Zieloni, Greenpeace, Greta / d.
Grünen
0,8 - -

* Basis der Prozentwerte im semantischen Profil ist die Anzahl (N) aller Antworten bezüglich des jeweiligen Wortes; H: Position in der Hierarchie – Durchschnitt der Bewertungen auf einer Skala von +100 bis -100.

Der Schwerpunkt liegt auch nach der Zusammenfassung von Bedeutungsdimensionen weiter auf den Themenfeldern ,Natur‘ und ,Mülltrennung‘. Dabei wandert ,Mülltren­nung‘ auf den ersten Platz. Insgesamt überwiegen im Jahr 2020 aber naturbezogene Kategorien sowie solche, die sich auf den Wert und die allgemeine Verantwortung, die Umwelt zu schützen und sauber zu halten, beziehen (z. B. dbałość/Sorge, czystość/ Sauberkeit, ochrona/Schutz, odpowiedzialność/Verantwortung). Mit ,dobro/das Gute‘ sowie ,zdrowie/Gesundheit‘ treten, wenn auch mit vergleichsweise geringem Anteil, zwei Wörter auf, die in unserer aktuellen Untersuchung als Kollektivsymbole eingestuft wurden [Die Einstufung wurde aufgrund der Gesamtanalyse aller Ergebnisse vorgenommen – für den Status eines Kollektivsymbols war dabei das gemeinsame Auftreten mehrerer Faktoren im Hinblick auf das jeweilige Wort entscheidend, u. a. eine deutliche Position in der Bewertungshierarchie, eine in der Zeit stabile, breit ausgebaute kommunikative (über die lexikalische hinausgehende) Bedeutung sowie die Zahl der Verknüpfungen mit anderen Kollektivsymbolen auf der Ebene der Bedeutungsbeschreibungen. Vgl. Fleischer, Siemes, Grech 2021a, S. 159ff. sowie 259ff.]. Der Bezug zu ,zdrowie/Gesundheit‘ verweist dabei auf die tendenziell beste­hende allgemeine Anbindung von Umweltthemen an ,Gesundheit‘, die in Polen auch auf anderen Ebenen der Kommunikation beobachtbar wird (z. B. im Hinblick auf den Nahrungsmittelmarkt) [So werden z.B. nach ökologischen Kriterien hergestellte oder auch entsprechend zertifizierte Produkte oft zusammen oder in Verbindung mit der Wendung ,zdrowa żywność/gesunde Nahrung(smittel)‘ angeboten].

Im Vergleich mit den Ergebnissen aus dem Jahr 1993 ist das aktuelle semantische Profil sichtbar breiter aufgestellt und um zahlreiche konkretere Nennungen (vor allem um die Aspekte Mülltrennung und Recycling) erweitert. Dabei sind auch einige Einzelkatego­rien stabiler ausgebaut – die ersten vier Dimensionen stellen im Jahr 2020 zusammen ein Viertel aller Antworten. Ein Großteil dieser Nennungen (zu segregacja/Mülltrennung, ekologia/Ökologie, dbałość/Sorge um die Umwelt sowie przyroda/Natur – zusammen 25,4 %) hat zugleich weiterhin einen vorrangig paraphrasierenden bzw. beschreibenden Charakter, was wiederum dafür spricht, dass wir es auch hier nicht mit einem Kol­lektivsymbol zu tun haben, sondern mit einem kollektivsymbolischen Katalysator, der das Netz der weiteren in der Gesamtuntersuchung betrachteten Wörter, für die eine kollektivsymbolische Funktion festgestellt werden kann, zwar stützt, aber weniger fest an dieses angeknüpft ist. Dies ergibt sich (bei allen inhaltlichen Unterschieden) aus den semantischen Profilen in beiden Ländern, womit wir bei einem zusammenfassenden Vergleich angelangt sind.

Die Ergebnisse im Vergleich

Bei einer vergleichenden, überblickenden Betrachtung der Ergebnisse aus allen oben be­sprochenen Untersuchungsetappen fällt zunächst der groß erscheinende Unterschied im ersten Schritt der Befragung auf. Auf die offene Fragestellung hin werden Umwelt- und Klimathemen in beiden Ländern unterschiedlich häufig als kommunikative Größen aktualisiert, und scheint ihnen klar ein unterschiedliches Gewicht zuzukommen. Im Weiteren stellt sich jedoch heraus, dass dieses Bild sich deutlich relativiert und diffe­renziert, wenn zusätzlich andere Aspekte betrachtet werden. Nichtsdestotrotz spricht die deutlich abweichende Häufigkeit der Aktualisierung entsprechender Themen bei ungestützter Abfrage dafür, dass die Rolle des gesamten Themenkomplexes ,Umwelt­schutz‘ im Interdiskurs in beiden Ländern eine jeweils andere ist. Daraus ergibt sich eine unterschiedliche Ausgangslage für das spontane Einbringen entsprechender Themen im breiteren, allgemeingesellschaftlichen kommunikativen (interdiskursiven) Kontext: Während im einen Fall das Auftauchen entsprechender Themen sozusagen ohne Weite­res auch auf breiterer Ebene zu den selbstverständlich möglichen Optionen zählt, ist es im anderen Fall gegebenenfalls zu begründen bzw. an entsprechende, als schlüssig und für den Interdiskurs relevant empfundene Themen und Bedeutungszusammenhänge anzuschließen. Hilfreich und letztlich ausgleichend dürfte dabei die deutlich positive und im Mittelwert beinahe identische Einstufung der Wörter auf der Bewertungsskala in beiden Ländern (+67 in Deutschland, +66 in Polen) sein. Der zunächst auffällig und deutlich erscheinende Unterschied ist damit weniger relevant als es auf den ersten Blick scheinen mag, kann aber beim Initiieren von Kommunikation(en) oder für deren inhalt­liche Feinabstimmung berücksichtigt werden [Zugleich ist die weit(er)gehende Normalisierung eines Themen- und Problembereichs, wie sie sich im vorliegenden Fall in Deutschland beobachten lässt, nicht unbedingt von Vorteil. Für die Lösung dringlicher Probleme ist es nicht immer hilfreich, wenn diese bereits auf der Ebene der Kommunikation in eine sprichwörtliche Schublade mit der Aufschrift „war schon Mal da/kenn ich“ eingeordnet werden können (umso mehr dann, wenn die Komplexität der Problemstellung und die Notwendigkeit koordinierten Handelns auf verschiedenen Gesellschaftsebenen den Übergang zu konkretem Handeln ohnehin erschweren)].

Gleiches gilt für Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Bedeutung der Wörter – neben feststellbaren klaren Unterschieden, bieten einige stabile Gemeinsamkeiten im Bereich lexikalischer Bedeutungen und einfacher, grundlegender Assoziationen (Natur, Tiere) eine gute Kommunikationsbasis. Die Tatsache, dass das Wort ,Umweltschutz/ ochrona środowiska‘ in beiden Ländern weniger stark als andere von uns untersuchte Wörter mit dem Netz der Kollektivsymbole verbunden ist, kann dabei im interkulturel­len Zusammenhang sogar von Vorteil sein. Die semantischen Profile weisen jeweils nur wenige Komponenten auf, die über die lexikalische Bedeutung und entsprechende Kon­notationen hinausgehen und auf andere Kollektivsymbole verweisen (in Deutschland: Auto, in Polen: dobro/d. Gute sowie zdrowie/Gesundheit). Beide Arten möglicher Be­züge – die allgemeinen wie die (kultur)spezifischen – lassen sich für die interkulturelle Ausrichtung von Kommunikationen sowie in Prozessen des Findens und Formulierens gemeinsamer Standpunkte und Ziele kreativ nutzen.

Zur Illustration seien dazu hier nochmals die in beiden Ländern jeweils mindestens 50- mal vorkommenden Antworten im Vergleich mit Überschneidungen und Unterschie­den gezeigt (Tabelle 11).

Tabelle 11. Vergleich der häufigsten (wörtlich wiederholten) Antworten im Hinblick auf die Bedeutung der Wörter ,Umweltschutz/ochrona środowiska‘ (Anzahl (N) der Nennungen durch je 1000 Befragte in Polen und Deutschland im Jahr 2020, mind. N=50).

 

Umweltschutz / ochrona środowiska (N)  
nur in D genannt in D und PL genannt nur in PL genannt
wichtig (272) - ekologia (241) / Ökologie
Klima (81) segregacja śmieci (131), segregacja (94) /Mülltrennung (53) czystość (99) / Sauberkeit
Klimawandel (77) zwierzęta (106) Tiere (77) recykling (71) / Recycling
Greta/Thunberg (70) Natur (224) przyroda (97), natura (67) powietrze (60) / Luft
Zukunft (63) - dobro (53) / d. Gute
notwendig (57) - las (47) / Wald

Wie zu sehen, haben Bezüge zu den Themenbereichen ,Natur‘ und ,Tiere‘ sowie all deren Aspekte in beiden Fällen eine ebenso stabile Grundlage wie ,Mülltrennung‘ als sozu­sagen klassischer Bereich von Aktivitäten, die auch aus der Perspektive der/des Einzel­nen als selbstverständlicher Bezugsrahmen bzw. -punkt für Umweltschutz-Themen zur Verfügung stehen. Das bedeutet jedoch zugleich, dass andere Themen- und mögliche Einflussbereiche (aus der Perspektive des jeweiligen Interdiskurses) nicht oder nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit gesehen werden und, metaphorisch gesprochen, bei­derseits wie auch interkulturell ausbaufähig sind.

Auch wesentliche Unterschiede werden bereits auf dieser Ebene (der häufigsten Antwor­ten) deutlich und treten dann in den semantischen Profilen noch detaillierter hervor. Zu beachten ist dabei vorrangig die unterschiedliche Position von Klimathemen, die in den semantischen Profilen nochmals klar sichtbar wird (in Deutschland am Anfang, in Polen am Ende der Tabelle 8/10). Dies wird weiter untermauert, wenn man die Er­gebnisse zum (aus den oben beschriebenen Gründen nur in Deutschland vorgelegten) Wort ,Klimawandel‘ betrachtet, das wiederum gleich an erster Stelle mit dem Stichwort ,Umweltschutz‘ verbunden wird (die Tabelle wird hier aus Platzgründen nicht weiter besprochen, s. Anhang).

Insgesamt weisen die Ergebnisse somit vor allem auf eine unterschiedlich geartete An­schlussfähigkeit der Begriffe ,ochrona środowiska‘ bzw. ,Umweltschutz‘ hin, was Kli­mafragen betrifft. Während das – diskurstechnisch ältere – Wort ,Umweltschutz‘ inzwi­schen vorrangig mit der im Interdiskurs relativ neuen Dimension ,Klima...‘ verbunden erscheint, ist dies in Polen in Bezug auf ,ochrona środowiska‘ nicht festzustellen. Klima­themen werden somit eher gesondert kommunikativ verhandelt (z. B. unter den Begrif­fen ,zmiana klimatu‘ sowie ,globalne ocieplenie‘, in letzter Zeit zunehmend auch ,kryzys klimatyczny/Klimakrise‘ u. ä.) und sind also gegebenenfalls entsprechend anzuschließen bzw. hervorzuheben. Andererseits schieben sich in Deutschland die mit dem Stichwort ,Klima‘ verbundenen Bedeutungskomponenten vor den Begriff ,Umweltschutz‘, der in diesem Zusammenhang möglicherweise als weniger aktuell oder im schlimmsten Fall „altbacken“ empfunden werden und möglicherweise auch als weniger dringlich bzw. sinnvoll praktisch und im eigenen Lebensumfeld umsetzbar eingestuft werden könnte. Die Fokussierung auf Klimathemen befördert zwar eine Ausweitung der Perspektive auf globale Zusammenhänge; dies kann aber auch bedeuten, dass konkrete, natur- und umweltschutzbezogene Kategorien auf der Ebene der Kommunikation in den Hinter­grund treten und so aus dem Blickfeld geraten. All dies kann in der interkulturellen Kommunikation berücksichtigt werden und stellt mehr als nur eine Facette sprachlicher Übersetzung dar, da es hier um die Anschlussfähigkeit an breitere, gesamtgesellschaft­lich relevante Themenbereiche und also kulturelle Übersetzungsprozesse geht.

Anhang

Tabelle 12 (Anhang). Die häufigsten (wörtlich wiederholten) Antworten im Hinblick auf die Bedeutung des Wortes ,Klimawandel‘ (Anzahl (N) der Nennungen durch 1000 Befragte im Jahr 2020, mind. N=50).

 

Klimawandel (N)   
Angst 92 Natur 63
Umwelt 90 Hitze 60
schlecht 76 wichtig 47
Greta 67 - -

Tabelle 13 (Anhang). Das semantische Profil des Wortes ,Klimawandel‘ (in Dimensionen gruppierte Antworten mit mind. 1 % Anteil an der Anzahl (N) aller Nennungen) im Jahr 2020.

 

Klimawandel* (2020, N 4256) H -31 % d. Nennungen
Umwelt, Umweltschutz, Natur, Wald 6,3
Gefahr, Bedrohung, beängstigend, Sorge, Problem 4,2
schlecht, schlechte Luft, negativ, nicht (gut, aufzuhalten, schön) 4,0
Hitze, Erderwärmung, Wärme 3,9
Wetter, Sturm, Trockenheit, Dürre 3,5
Meer/Wasser: Meere, Anstieg des Meeresspiegels, Pole schmelzen, Schmelze, Eisschmelze, Hochwasser 3,1
Greta, Greta Thunberg, Fridays for Future, Grüne, Greenpeace 2,8
Veränderung, Wandel, Umdenken 2,4
gab es schon immer, normal, periodisch, natürlich, übertrieben, Lüge, Hysterie 2,4
Angst 2,3
menschengemacht, menschenverursacht, Menschen, Dummheit 2,2
Katastrophen, Naturkatastrophen, Untergang 2,0
Zerstörung, Vernichtung, Verschmutzung, Müll 1,7
Tiere, Tiersterben, Artensterben 1,4
wichtig, wichtiges Thema 1,4
Auto/Flugzeug: Auto, Abgase, Diesel, Elektroautos, Flugzeug, Fliegen 1,4
Zukunft, Zukunftsangst 1,3
Erde, Erde geht kaputt, Global, Planet 1,1
Industrie/Geld: Industrie, Konsum, Wirtschaft, Geld 1,1
Ozon, Ozonloch, Luft 1,0
CO2, CO2-Ausstoß 1,0
Klimaschutz, Klimaveränderung 0,8
Politik, Politikversagen 0,8
Temperatur, Temperaturanstieg, Treibhausgase 0,8
Plastik, Plastikmüll 0,7

* Basis der Prozentwerte im semantischen Profil ist die Anzahl (N) aller Antworten bezüglich des jeweiligen Wortes; H: Position in der Hierarchie – Durchschnitt der Bewertungen auf einer Skala von +100 bis -100.

Literatur:

CBOS (Centrum Badania Opinii Społecznej): Polacy wobec zmian klimatu. Komunikat z badań, Nr. 158/2018, Fundacja Centrum Badania Opinii Społecznej, Warszawa 2018, Polacy wobec zmian klimatu (cbos.pl) [abgerufen am 17.03.2021].

Fleischer, Michael: Das System der polnischen Kollektivsymbolik, München 1995.

Fleischer, Michael: Das System der deutschen Kollektivsymbolik, Bochum 1996.

Fleischer, Michael: Das System der russischen Kollektivsymbolik, München 1997.

Fleischer, Michael: Allgemeine Kommunikationstheorie, Oberhausen 2006 [poln.: Ogólna teo­ria komunikacji, Wrocław 2007].

Fleischer, Michael; Siemes, Annette; Grech, Michał: Die polnische und deutsche Kollektivsym­bolik, Wiesbaden 2021a [poln.: Stabilność polskiej i niemieckiej symboliki kolektywnej, Kraków 2021b].

Fleischer, Michael; Siemes, Annette: Heimat, Vaterland – zwei Konzepte und Kollektivsymbole, in: Handbuch der deutsch-polnischen Kommunikation, Teilband 1, hg. von Sylwia Dec-Pustelnik, Peter Klimczak, Arkadiusz Lewicki und Izabela Surynt, Wiesbaden 2021, S. 291–315.

Ipsos: Earth Day 2020. How does the world view climate change and Covid-19? Ipsos Global Ad­visor (wave 139), April 2020. https://www.ipsos.com/sites/default/files/ct/news/documents/ 2020-04/earth-day-2020-ipsos.pdf [abgerufen am 15.01.2022].

Siemes, Annette: Gesundheit/zdrowie und Krankheit/choroba als kommunikativ semantisierte sprachliche Größen und Elemente des Systems der Kollektivsymbolik in Deutschland und Polen, in: Studia Linguistica (2021), Bd. 40, S. 113–136.

Siemes, Annette: Transformation design w kontekście projektowania komunikacji i badań nor­malności. Kraków 2020a.

Siemes, Annette: Kto ma naprawić świat? Badanie na temat globalnego ocieplenia oraz szczytu klimatycznego COP24 w Katowicach, in: badanie komunikacji / projektowanie komunikacji, vol. 3, hg. von Michał Grech, Karolina Lachowska, Kamil Olender, Annette Siemes, Kraków 2020b, S. 117–149.

Siemes, Annette: Kryzys jako stan normalny – o normalizacji rzeczy nie do przyjęcia. Zarys projektu badawczego, in: Autopromocja, autoprezentacja, wizerunek w komunikowaniu ma­sowym. Bd. 5. Błąd, kryzys, skandal, hg. von Ewa Biłas-Pleszak, Aleksandra Kalisz, Ewelina Tyc, Katowice 2019, S. 113–128.

Sommer, Bernd; Welzer, Harald: Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München 2017.

Welzer, Harald: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand. Frankfurt a.M. 2013.

 

Siemes, Annette, Dr. habil., verfasste den Beitrag „Umweltschutz/ochrona środowiska – eine Kategorie in der deutsch-polnischen Kommunikation“ und zusammen mit Michael Fleischer den Beitrag „Heimat, Vaterland – zwei Konzepte und Kollektivsymbole“. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Wrocław und arbeitet in den Bereichen Kommunikationsforschung, Normalität und Normalisierungsprozeduren in der Kommunikation sowie Transformation Design.

 

 

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